NVL Asthma 2020: Alternative und komplementäre Therapien im Blick
Laut einer Querschnittsuntersuchung entscheiden sich fast ein Viertel der Kinder und Jugendlichen mit Asthma bronchiale bzw. ihre Eltern für alternative oder komplementäre Maßnahmen. Aber nur etwas mehr als die Hälfte hat darüber mit dem behandelnden (Kinder-)Arzt gesprochen, schreiben die Autoren der aktualisierten Nationalen VersorgungsLeitlinie (NVL) Asthma. Fragen Sie Ihre Patienten(eltern) also explizit, ob sie solche Therapien anwenden und klären Sie sie in diesem Fall über die entsprechenden Risiken auf, so die starke Empfehlung der Experten.
Vor allem nach Akupunktur, Homöopathie und Hypnose erkundigen sich die Kranken immer wieder. Die kurze Antwort gemäß NVL darauf lautet: Alle drei Verfahren sind nicht zu empfehlen.
- Für die Akupunktur – ob mit Laser oder herkömmlichen Nadeln – ergab eine Cochrane-Metaanalyse keinen Nutzen hinsichtlich des allgemeinen Wohlbefindens, asthmaspezifischer Lebensqualität und Asthmasymptomen.
- Homöopathie (versus Placebo) als Zusatz zur Standardtherapie wurde ebenfalls in einem Cochrane-Review untersucht. Lediglich in einer von sechs Studien mit 28 Patienten zeigte sich eine Symptombesserung im Homöopathie-Arm. In einer weiteren Übersichtsarbeit identifizierte man ebenfalls keine klinisch belastbaren Belege für einen Nutzen der Homöopathie.
- Für die Hypnose schließlich fanden die NVL-Autoren keine systematischen zusammenfassenden Arbeiten.
Weniger Exazerbationen unter Vitamin-D-Substitution
Auch nach „natürlichen“ pflanzlichen Arzneimitteln fragen Asthmapatienten häufig. Cochrane-Reviewer haben zwar 27 Studien zu diesen Therapieoptionen ausgewertet und als methodisch mangelhaft beschrieben. Doch die NVL-Wissenschaftler betrachteten einige dieser Primärarbeiten genauer. Für Eukalyptus bzw. Cineol fanden sie möglicherweise Vorteile in puncto Symptomlinderung, Bedarf an oralen Kortikosteroiden und FEV1.
Insgesamt erachten die NVL-Autoren die Ergebnisse phytotherapeutischer Interventionen als so unterschiedlich, dass man sie derzeit weder empfehlen noch explizit von ihnen abraten kann.
Die einzige ergänzende Maßnahme, zu der die Experten eingeschränkt raten, ist die Gabe von Vitamin D, sofern ein entsprechender Mangel vorliegt. Ein Cochrane-Review bescheinigte dem vermeintlichen Alleskönner der letzten Jahre auf der Basis von neun Studien mit guter Qualität, dass er im Vergleich zu Placebo seltener mit schweren Asthma-Exazerbationen assoziiert ist. Eine weitere Metaanalyse bekräftigte diese Ergebnisse vor allem bei Asthmatikern, deren Vitamin-D-Spiegel zu Beginn unter < 25 nmol/l gelegen hatte.
Quelle: Nationale VersorgungsLeitlinie Asthma 2020, AWMF-Register-Nr. nvl - 002