Putzmittel Ozongehalt der Luft beeinflusst schädliche Effekte
Bei Luftschadstoffen denkt man zunächst an den Straßenverkehr. Das ist aber zu kurz gegriffen, schreiben Dr. Colleen Rosales von der O’Neill School of Public and Environmental Affairs an der Indiana University in Bloomington und ihre Kollegen: Auch in Innenräumen können sich durch primäre Emissionen des Gebäudes oder durch sekundäre chemische Reaktionen entsprechende Aerosole bilden. Insbesondere Putzmittel spielen bei der Indoor-Chemie eine Rolle.
Die Forscher wollten wissen, wie belastet wir in unserem Alltag dadurch wirklich sind. Als Test-Innenraum diente ein in sich abgeschlossener, mechanisch belüfteter Raum, der einem üblichen Büro glich. Dann fingen sie an zu putzen – mit handelsüblichen Putzmitteln auf Basis von Monoterpenen in den bevorzugten Duftnoten Zitrus oder Pinie. Die Putzorgie mit Wischen der Böden und Oberflächen dauerte nur knapp 15 min.
In dieser Zeit maßen die Wissenschaftler in der Raumluft kontinuierlich die bei der Reinigung entstandenen Substanzen: freie Sauerstoffradikale und VOC (flüchtige organische Verbindungen), z.B. Monoterpene, gasförmige sekundäre Oxidationsprodukte sowie Ozon und Stickoxide (als zusätzliche Treiber chemischer Reaktionen).
Die Wissenschaftler fanden heraus, dass der Putzende innerhalb weniger Minuten jede Menge an primären VOC und sekundär entstandenen Aerosolen einatmete. Viele dieser Partikel hatten genau die richtige Größe, um sich in den oberen Atemwegen abzulagern oder die Lunge zu erreichen. Zwar gelangte nur wenig Ozon durch die Belüftung von außen in den Raum, dennoch reichte es aus, um sekundäre chemische Reaktionen zu triggern und dadurch die Aerosolexposition zu verlängern.
Reinigungspersonal ist besonders gefährdet
Die Schadstoffbelastung kann beim Putzen ähnlich hoch ausfallen wie an einer befahrenen Straße, teils sogar noch höher, meinen die Forscher abschließend. Welche Auswirkungen das habe, sei noch nicht endgültig klar. Man müsse aber davon ausgehen, dass derzeit während der Pandemie noch häufiger gewischt und desinfiziert werde. Vor allem bei professionellem Reinigungspersonal oder Hausmeistern, die einen erheblichen Teil ihrer Arbeitszeit mit derartigen Vorgängen beschäftigt seien, gebe die Belastung Anlass zur Sorge. Was man dagegen tun kann? Lüften ist schon mal gut, aber dabei sollte man darauf achten, dass sich vor dem Putzen nicht zu viel Ozon im Raum anreichern kann, mahnen die Autoren.
Quelle: Rosales CMF et al. Sci Adv 2022; DOI: 10.1126/sciadv.abj9156