Urolithiasis Patienten sollten auch nach erfolgreicher Therapie kontrolliert werden

Autor: Dr. Melanie Söchtig

Nierenstein mit einem Durchmesser von 4 mm. In dieser Größe gehen die Steine meist spontan ab. Nierenstein mit einem Durchmesser von 4 mm. In dieser Größe gehen die Steine meist spontan ab. © wikimedia/Jacek Proszyk

Nach der Behandlung von Harnsteinen ist das Rezidivrisiko hoch. Daher muss man die Patienten im Auge behalten. Die Art der Nachkontrollen hängt vor allem von der Steinzusammensetzung und der erfolgten Therapie ab.

Ohne spezielle Behandlung erleiden 10–20 % der Patienten nach einem ersten Harn­stein­­ereignis binnen eines Jahres ein Rezidiv, innerhalb von fünf Jahren sind es 40 %. Nicht alle tragen aber ein gleich hohes Risiko, schreiben Dr. Kevin Stritt von der Abteilung für Urologie am Universitätsklinikum Lausanne und Kollegen. Die Einteilung der Patienten in Risikogruppen gelingt über die Basisdiagnostik mit Anamnese, klinischer Untersuchung, Labor, Urinuntersuchung und Harnsteinanalyse. 

Positive Familienanamnese erhöht Rezidivrisiko

Ein hohes Risiko tragen alle Patienten, bei denen bereits mehrfach Nierensteine aufgetreten sind, oder diejenigen mit einer einzelnen Episode und mindestens einem der folgenden Risikofaktoren:

  • Erstpräsentation im Alter von unter 35 Jahren
  • Auftreten in der Schwangerschaft
  • positive Familienanamnese
  • gastrointestinale Erkrankungen: z.B. Z.n. Magenbypass-OP, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Malabsorption
  • Osteoporose
  • Gicht
  • metabolisches Syndrom
  • chronischer Harnwegsinfekt
  • chronische Niereninsuffizienz
  • Z.n. Nierentransplantation
  • Nephrokalzinose, Einzelniere oder Markschwammniere
  • Nicht-Kalziumoxalatsteine
  • bilaterale oder mehrere Steine
  • Restkonkrement mehr als drei Monate nach Therapie

Bei Hochrisikopatienten wird eine erweiterte metabolische Diagnostik und Analyse von zwei 24-h-Sammelurinen durchgeführt. Zum Zeitpunkt der Untersuchung sollte der Patient möglichst steinfrei sein und die letzte Intervention mindestens drei Wochen zurückliegen. 

Neben der allgemeinen Metaphylaxe (s. Tab.) empfehlen die Autoren für Hochrisikopatienten eine steinartspezifische Abklärung und Rezidivprophylaxe.

Allgemeine Empfehlungen zur Rezidivprophylaxe

Ziel

Maßnahme

Harnvolumen erhöhen

  • Urinvolumen auf mind. 2 l/Tag erhöhen

  • gleichmäßig über 24 Stunden verteilt trinken

Kalzium erhöhen

  • auf ausreichende Kalziumzufuhr (1.000 mg/Tag) achten, v.a. zu den Mahlzeiten, um Hyperoxalurie zu verhindern

  • Aufnahme hauptsächlich in Form von Milchprodukten

Salz reduzieren

  • Zufuhr auf ca. 5 g/Tag beschränken

Tierisches Eiweiß vermindern

  • höchstens fünf Mal pro Woche verzehren; nie mehrfach am selben Tag

  • maximale tägliche Aufnahme ≤ 1 g/kgKG 

Oxalat senken

  • übermäßigen Konsum von oxalatreichen Getränken (z.B. schwarzer/grüner Tee) oder Nahrungsmitteln (z.B. Spinat, Rhabarber, Rote Bete, Erd- und Walnüsse) meiden

Bestehen die Steine aus Kalziumoxalat oder -phosphat, bestimmt man Parathormon, ein Urin-pH-Tagesprofil und führt zwei 24-h-Sammelurinuntersuchungen durch. 

Auch bei Harnsäuresteinen gehört ein Urin-pH-Tagesprofil zur Diagnostik, das typischerweise eine Säurestarre (pH konstant < 5,8) zeigt. Darüber hinaus werden Harnvolumen und -dichte sowie Harnsäureausscheidung im 24-h-Sammel­urin quantifiziert. Hyper­urikosurie und saures Milieu fördern die Bildung dieser Art Steine. Um den Urin-pH einzustellen, eignen sich Alkalizitrate oder Natriumbikarbonat. Erhöhte Harnsäurespiegel lassen sich durch Allopurinol oder Febuxostat senken.

Aus Magnesiumammoniumphosphathexahydrat bestehen Struvitsteine. Ausgelöst durch ureaseproduzierende Keime im Harn bilden sie in Kombination mit Karbonatapatit oft Infektsteine. Liegen sie vor, empfiehlt sich neben Urin-pH-Tagesprofil und Urinkultur ein Antibiogramm für die Auswahl des geeigneten Antibiotikums. Um Rezidive zu vermeiden, ist zudem eine komplette Steinsanierung erforderlich.

Bei Zystinsteinen, die nur bei Patienten mit der autosomal-rezessiv vererbten Zystinurie entstehen, wird neben Harnvolumen und -dichte das Urin-pH-Tagesprofil und die Zystin­ausscheidung im 24-h-Sammelurin ermittelt. Wegen der großen Rezidivgefahr sollte eine engmaschige Nachkontrolle in einer spezifischen Sprechstunde erfolgen.

Nach jeder Art von Therapie raten die Ärzte zur bildgebenden Kontrolle, um den Erfolg zu sichern und Obstruktionen der Harnwege auszuschließen. In welchem Ausmaß das auch für asymptomatische Patienten nötig ist, wird diskutiert. Als absolute Mindestanforderung gilt für sie aber eine Sonografie. 

Unter nicht-interventioneller Therapie variiert die Zeit bis zum Stein­­abgang stark (6–29 Tage). Sinnvoll scheint eine Untersuchung nach ca. vier Wochen. Symptomatische Patienten werden dann engmaschig kontrolliert, gegebenenfalls mittels Low-Dose-CT. 

Low-Dose-CT bei nicht gesichertem Steinabgang

Nach spontanem Steinabgang und Asservierung von Einzelsteinen besteht dafür keine Notwendigkeit. Asymptomatische Patienten ohne gesicherten Spontansteinabgang gehen am besten ins Low-Dose-CT, um den Abgang zu bestätigen oder anderenfalls das weitere Vorgehen zu planen. 

Der Therapieerfolg einer extrakorporalen Stoßwellenlithotripsie wird erstmals am Folgetag sonografisch überprüft, bei nicht-röntgendichten Steinen ist das Low-Dose-CT eine Option. Die mittelfristige Erfolgskontrolle erfolgt nach sechs bis zwölf Wochen. Nach unkomplizierter Uretero­renoskopie reicht ein Ultraschall des oberen Harntraktes sechs bis zwölf Wochen später. Bestehen noch Symptome ist eine weiterführende Bildgebung mittels CT angezeigt. Auch nach perkutaner Nephrolithotomie sollte ein frühzeitiger Ultraschall des oberen Harntraktes erfolgen. Aufgrund der oft komplexen Steinsituation raten die Autoren zur zusätzlichen Bildgebung mittels Abdomenleeraufnahme oder Low-Dose-CT.

Quelle: Stritt K et al. Urologe 2022; 61: 500-507; DOI: 10.1007/s00120-022-01816-5