Schübe bei rheumatoider Arthritis: Zwischen Schmerz und Krankheitsaktivität unterscheiden
Der Begriff „Schub“ wird in der Medizin vielseitig eingesetzt. Sprechen Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) von einem Schub, könnten damit zwei Dinge gemeint sein: Krankheitsaktivität oder Schmerzen. „Wir müssen im Alltag verstärkt versuchen, Krankheitsschübe von Schmerzschüben zu differenzieren“, bekräftigte der Rheumatologe Professor Dr. Markus Gaubitz, Interdisziplinäre Diagnostik und Therapie in der Akademie für Manuelle Medizin an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Dass diese nicht unbedingt miteinander korrelieren, verdeutlicht eine Studie aus Großbritannien.
Nur 40 % mit „DAS28-Schub“ erfüllten die Schmerzkriterien
Die Studienkohorte umfasste 719 Patienten mit früher RA. Die Autoren definierten einen Krankheitsschub als einen DAS28*-Anstieg um ≥ 1,2 Punkte bei aktiver und um ≥ 0,6 Punkte bei zuvor inaktiver Erkrankung. Ein Schmerzschub lag vor, wenn der SF-36** um ≥ 4,8 Punkte kletterte. Etwa die Hälfte der Teilnehmer wies im Beobachtungszeitraum von bis zu elf Jahren mindestens eine Schubphase auf. Doch 60 % derjenigen mit „DAS28-Schub“ erfüllten nicht die Schmerzkriterien, 64 % derer mit einem „Schmerzschub“ dagegen nicht die DAS28-Kriterien.
„Das hört sich banal an, ist für den Alltag aber total wichtig“, betonte Prof. Gaubitz. Bestehen Schmerzen, müssen Kollegen andere Parameter erfassen, als bei einer Inflammation und z.B. auf die Visuelle Analogskala (VAS) zurückgreifen. Außerdem hat es Folgen für die Therapie, die gegebenenfalls unterschiedliche Mechanismen adressieren muss. Denn die Schübe zeigten auch Auswirkungen auf die Zeit danach: Unabhängig davon, ob Schmerzen oder eine Entzündung dahinter steckten, beeinträchtigten sie Betroffene nachhaltig.
* Disease Activity Score 28
** Short Form Health 36
Quelle: 15. Rheumatologie-Update-Seminar