So gut tarnt sich die Gicht

Autor: Maria Weiß

Als Risikofaktoren stellten sich u.a. eine fehlende uratsenkende Therapie, eine Änderung der uratsenkenden oder diuretischen Behandlung und hohe Harnsäurewerte heraus. Als Risikofaktoren stellten sich u.a. eine fehlende uratsenkende Therapie, eine Änderung der uratsenkenden oder diuretischen Behandlung und hohe Harnsäurewerte heraus. © iStock/Jan-Otto

Die stationäre Aufnahme scheint ein wichtiger Trigger für einen Gichtanfall zu sein. In einer Studie, die Professor Dr. Bernhard Manger vom Universitätsklinikum Erlangen vorstellte, litten 13 % von 625 Patienten mit Nebendiagnose Hyperurikämie darunter.

Als Risikofaktoren stellten sich eine fehlende uratsenkende Therapie, eine Änderung der uratsenkenden oder diuretischen Behandlung, hohe Harnsäurewerte (> 6 mg/dl), Tophi, fehlende Anfallsprophylaxe, akute Niereninsuffizienz und OPs heraus.

Ungewöhnliche Lokalisationen können die Gichtdiagnose erschweren. Eine echte Herausforderung ist es z.B., einen Gichtanfall im endoprothetisch versorgten Gelenk von einer Protheseninfektion abzugrenzen. Intraossäre Uratablagerungen lassen sich leicht mit benignen Knochentumoren verwechseln. Auch eine Wirbelsäulenbeteiligung mit Kompression des Spinalkanals kann diagnostische Rätsel aufgeben.

Klinisches Bild bei Gicht und Psoriasisarthritis
Gicht
Psoriasisarthritis
Gelenkbefallmono-/oligoartikuläroligoartikulär
asymmetrisch, periartikuläres Erythem
Daktylitismöglichhäufig
MTP-I-Befallhäufigmöglich
axiale Beteiligungseltenmöglich
Hyperurikämiemeistens (außer im Anfall)~ 30 %
Uratkristallnachweismeistens~ 3 %
nach Felten R et al. Clin Rheumatol 2020; 39: 1405-1413; DOI: 10.1007/s10067-020-04981-0
Eine häufige Differenzialdiagnose der Gicht ist die Psoriasisarthritis – zumal Patienten mit metabolischem Syndrom häufiger sowohl eine Schuppenflechte als auch erhöhte Harnsäurewerte aufweisen. Die Klinik bietet zwar einige Unterschiede, aber auch viel Gemeinsames. In manchen Fällen ist aufgrund von Überlappungen keine eindeutige Zuordnung möglich.

Tumormarker korreliert mit Schubhäufigkeit

Die wichtigsten bildgebenden Verfahren bei Kristallarthropathie bleiben der muskuloskelettale Ultraschall und die Dual-Energy-Computertomographie (DECT). Auf einen überraschenden Laborbefund bei Gicht sind chinesische Wissenschaftler bei der Untersuchung von Seren gestoßen. Gichtpatienten wiesen gegenüber allen Kontrollgruppen eine deutlich erhöhte Konzentration des bekannten Tumormarkers CA72-4 auf, was man sonst nur von soliden Malignomen kennt. Bei 43 % lag der Wert deutlich über der Norm. Es zeigte sich eine klare Assoziation zwischen CA72-4-Spiegel und Schubhäufigkeit. Der prädiktive Wert für das Auftreten neuer Gichtschübe war dabei höher als für den Harnsäurespiegel. Eine pathophysiologische Erklärung für diesen Befund fehlt bisher.

Quelle: 16. Rheumatologie-Update-Seminar (Online-Veranstaltung)