Ulcus cruris: In der Anamnese selbstverletzendes Verhalten erfragen
Schätzungsweise 1–1,5 Millionen Menschen in Deutschland leiden an chronischen Wunden an den Unterschenkeln. Das Ulcus cruris fordert von Kollegen einiges Fingerspitzengefühl, verbirgt sich hinter dem Begriff doch keine Diagnose im eigentlichen Sinne, sondern vielmehr ein Symptom, schreiben Dr. Janine Knupfer und ihre Kollegen von der Universitätsklinik Bochum. Besonders bei Patienten mit bestehenden trophischen Hautschäden wie einer chronischen Venenschwäche können bereits kleine, eigentlich unproblematische Verletzungen zu langwierigen Wunden führen.
Ebenso fördern Artefakte die Ulkusbildung. Schnürt man eine Stelle z.B. auf Höhe des Sprunggelenks absichtlich ab, kann es durch permanente Manipulationen zu langfristigen Verläufen kommen. Die Diagnose wird oft erst verzögert gestellt, zum einen aufgrund der psychischen Grunderkrankung (und fehlenden Einsicht) des Betroffenen, zum anderen, weil Artefakte eher als Ausschlussdiagnose gelten.
Kälte, Hitze, Säuren, Laugen – alles mögliche Ursachen
Letztlich können auch physikalische oder chemische Schäden von außen zu einem Ulkus führen, etwa Erfrierungen, Verbrennungen oder Verätzungen durch Säuren und Laugen. Dazu zählt das sogenannte Strahlenulkus nach intensiver Radiotherapie. Es beginnt meist mit einem Erythem, anschließend folgt eine Fibrosierung, worauf sich ein Hautdefekt entwickelt.
Quelle Text: Knupfer J, Stücker M, Reich-Schupke S. „Differenzialdiagnosen von Ulzerationen an Bein und Fuß“ Akt Dermatol 2018; 44: 164-179, DOI 10.1055/a-0588-9036 © Georg Thieme Verlag, Stuttgart