Selbstverletzung bei Jugendlichen als deutliches Warnzeichen interpretieren
Die steigende Rate von Selbstverletzungen Jugendlicher bereitet dem Kinderpsychologen Professor Dr. William Gardner, School of Epidemiology and Public Health, University of Ottawa, und seinen Kollegen Sorgen. Immerhin hat sich in Ontario die Zahl derjenigen, die wegen Ritzwunden etc. in den Notfallambulanzen versorgt werden mussten, seit 2009 mehr als verdoppelt.
Angesichts des wachsenden Einflusses sozialer Medien gingen die Kollegen der Frage nach, wie es in heutiger Zeit mit den jungen Menschen nach solch einem ernst zu nehmenden Ereignis weitergeht.
Dazu verglichen sie die Daten von 5661 Jugendlichen im Alter von 13 bis 17 Jahren, die sich zwischen 2011 und 2013 selbst verletzt und die Ambulanz aufgesucht hatten, mit denen von fast 11 000 Kontrollen, die aus anderen Gründen notfallmäßig versorgt worden waren.
Es zeigte sich, dass Heranwachsende mit vorsätzlicher Selbstverletzung in den anschließenden fünf Jahren ein fünfmal höheres Risiko für eine erneute Notfallbehandlung aus demselben Grund hatten (Hazard Ratio, HR 4,84). Zudem errechneten die Kollegen ein achtfach größeres Risiko für vollendeten Suizid (HR 7,96) sowie eine höhere Gesamtmortalitätsrate (HR 3,23).
Die Ergebnisse unterstreichen das Gefährdungspotenzial von sich selbst verletzenden Heranwachsenden, betonen die Studienautoren. Eine ausführliche Untersuchung auf vorhandene psychische Probleme erscheine bei diesen jungen Menschen ratsam. Man brauche Interventionen und Algorithmen, um Gefährdete zu erkennen und möglichst rasch behandeln zu können.
Quelle: Gardner W et al. CMAJ 2019; 191: E1207–E1216; DOI: 10.1503/cmaj.190188
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