Varikose: Kommende Leitlinie gibt keinem Therapieverfahren den Vorzug
Zwar ist die geplante Fertigstellung der neuen S3 Leitlinie zur Diagnostik und Therapie der Varikose erst für Ende Mai angesetzt, doch zwei Mitglieder des Leitliniengremiums gewährten vorab einen kleinen Einblick. So wird man mehr auf die individuelle Situation eingehen, beispielsweise soll ein Fragebogen die Therapiewirksamkeit überprüfen. Auch die Auswahl der Behandlung bleibt offen.
Kompressionstherapie bis zwei Wochen nach dem Eingriff
„Wir haben in Deutschland die einzige Leitlinie, die keine Empfehlung für ein Verfahren ausspricht“ betonte Privatdozentin Dr. Felizitas Pannier von der Privaten Praxis Dermatologie & Phlebologie in Bonn. Das bedeutet, dass man invasive Verfahren, Kompression und medikamentöse Therapie kombinieren kann und sie nicht konkurrieren. In der Diagnostik klar im Mittelpunkt steht die Duplexsonographie. Sie bildet zusammen mit der klinischen Untersuchung die Basis und sollte zusätzlich während der Intervention und bei der Verlaufskontrolle eingesetzt werden.
Therapeutisch gilt allgemein: Im Falle einer Tumeszenzanästhesie muss man die Patienten unbedingt über den Off-Label-Use der eingesetzten Medikamente aufklären. Und zur medikamentösen Thromboembolieprophylaxe wird grundsätzlich nur im Rahmen von endovenös-thermischen Interventionen geraten. Bei einer OP ist sie nicht indiziert, kann aber individuell sinnvoll sein, fügte Professor Dr. Achim Mumme, Gefäßchirurg vom Venenzentrum am Katholischen Klinikum Bochum hinzu. Dagegen empfiehlt sich eine individuell festlegbare Kompressionstherapie nach operativen sowie endovenös-thermischen Eingriffen an oberflächlichen Venen. Prof. Mumme verordnet sie seinen Patienten generell für zwei Wochen.
Endovenöse Therapie
Endovenös stehen drei Methoden zur Auswahl:
- thermische Ablation (EVTA)
- Laserablation (EVLA)
- Radiofrequenzablation (RFA)
Der behandelnde Arzt sollte bei einer thermischen Ablation immer genau wissen, wie er die Bildgebung zu interpretieren hat, mahnte Dr. Pannier.
Indiziert ist die EVTA bei Insuffizienz der V. saphena (s.) magna und parva sowie der V. s. accessoria anterior. Bezüglich V. s. a. posterior, Perforansvenen und langstreckiger Varizen (Venenmalformationen) reicht die Datenlage für eine eindeutige Empfehlung zwar nicht aus, aber sie eignen sich theoretisch auch für den thermischen Ansatz. Die Experten raten außerdem dazu, vorhandene Seitenastvarizen bei der Sitzung mit zu behandeln. Sowohl EVLA als auch RFA stellen neuere Alternativen dar, die den Patienten angeboten werden sollten. Zu den Vorteilen der Laserablation gehören beispielsweise geringe Schmerzen und eine kurze Erholungszeit (0–2 Tage) bei gleichzeitig hoher Verschlussrate, berichtete die Expertin.
Operative Therapie
„Die Operation ist die in Deutschland am häufigsten gebräuchliche Therapieoption bei Varikose“, betonte Prof. Mumme. Sie orientiert sich immer am proximalen Insuffizienzpunkt, sollte Perforansvenen mit einschließen, aber sich immer auf erkrankte Abschnitte beschränken.
Postthrombotisches Syndrom chirurgisch mildern
„Es gibt keine eindeutige Empfehlung für ein Stripping-Verfahren“, so Prof. Mumme. Zwar konnte sich das Leitliniengremium bezüglich einmaligen oder sequenziellen Operierens (erst Stammvene, dann Seitenäste) nicht einigen, aber „wir sind Anhänger des One-Stop-Treatments“. Erstmals positioniert sich die Leitlinie auch pro Intervention beim postthrombotischen Syndrom zur Therapie von Seitenast- und Perforansvarizen. „Natürlich kann es Sinn machen, um damit das postthrombotische Syndrom zu mildern“, erklärte Prof. Mumme.
Quelle: Kongressbericht, 25. Bonner Venentage