Versorgung geriatrischer Diabetespatienten: Pflegekräfte erfolgreich mit Ärzten vernetzen

Autor: Dr. Judith Besseling

Pflegekräfte haben regen Kontakt zu ihren Patienten, doch an der Kommunikation mit den zuständigen Ärzten hapert es noch. Pflegekräfte haben regen Kontakt zu ihren Patienten, doch an der Kommunikation mit den zuständigen Ärzten hapert es noch. © Fotolia/Kzenon

Für die Umsetzung der Diabetes­therapie sind viele geri­atrische Patienten auf Pflegedienste angewiesen. Doch oft hapert es in der Kommunikation zwischen Pflegekraft und Arzt – auf Kosten der Patienten. An welchen Stellen gibt es Optimierungsbedarf?

Erstmalig wird die S2k-Leitlinie „Diagnostik, Therapie und Verlaufskon­trolle des Diabetes mellitus im Alter“ ein separates Kapitel zur Pflege enthalten. Die Leitlinie soll richtungsweisend sein für die Formulierung interdisziplinär abgestimmter Behandlungs- und Pflegeziele.

Professor Dr. Susanne Grundke, htw saar, Saarbrücken, stellte in diesem Zusammenhang eine qualitative Versorgungsstudie zur Betreuung insulinpflichtiger Patienten im multidisziplinären Team vor (Klement, Grundke 2015 und 2016). Ärzte, Medizinische Fachangestellte (MFA) und ambulante sowie stationäre Pflegekräfte nahmen an der Studie teil.

Unzufriedenheit auf beiden Seiten

Es wurde deutlich, dass Ärzte eine Schwachstelle in der Differenzierungskompetenz der Pflegekräfte zwischen einem Notfall und einer pflegeprofessionell bewältigbaren Situation sehen. Zudem bewerten sie oft ausbleibende Insulin­anpassungen bzw. Korrekturspritzen als problematisch. Als weitere Kernprobleme nannten sie u.a. häufig fehlende oder unvollständige Rückinformation, Unkenntnis interdisziplinärer Versorgungsleitlinien sowie fehlende Abstimmung der Patientenschulung in ambulanter häuslicher Versorgung mit den DMP-Schulungen.

Die Pflegekräfte hingegen kritisieren, dass sie nicht ausreichend informiert sind über die hausärztlichen Therapieziele. Dazu kommt das Problem der Anordnungspflicht: Eigeninitiatives und selbstständiges Reagieren auf Blutzuckerschwankungen ist nur nach ärztlicher Anordnung erlaubt, und diese wird nicht immer erteilt.

„Gemeinsame Sprache“ für Ärzte und Pflegepersonal

„Für die interdisziplinäre Zusammenarbeit ist ein verständigungsgesicherter Austausch unabdingbar“, so Prof. Grundke. Dafür sollen gemeinsam genutzte Assessmentinstrumente sorgen, um etwa die Situations- und Risikoeinschätzung objektiviert auszutauschen, die Fallplanung und v.a. die Behandlungspflege gemeinsam abgestimmt zu gestalten und Beratungsgegenstände gemäß den Vorschriften im interdisziplinären Team abzustimmen.

Notwendige Voraussetzung dafür ist, dass das Pflegepersonal die Grundlagen der Diagnostik und Therapie kennt und mit den Behandlungszielen vertraut ist. Es sollte zudem evidenzbasiert über geriatrische Syndrome und Folgeerkrankungen des Diabetes informiert sein, um diesbezügliche Pflegeprobleme zu identifizieren. Ebenso wichtig ist das Wissen über Hilfs- und Heilmittel.

Wo wird berufsgruppenübergreifende Zusammenarbeit notwendig?

Pflegeschwerpunkte
  • Prävention des diabetischen Fußsyndroms
  • Wundversorgung
  • Hautpflege
  • Mundgesundheit
  • Erfassen der Ernährungssituation
  • Versorgung bei Inkontinenz
  • Erfassen von Schmerzen sowie
  • von Mobilitätseinschränkungen und Sturzgefahr
Schwerpunkte in der Behandlungspflege
  • Orale Antidiabetika
  • Insulintherapie
  • Hygiene
  • Blutglukose(selbst)kontrolle
  • Vermeidung von Hypoglykämien
Schwerpunkte in der Beratung
  • Patientenedukation
  • Synchronisation der Beratungsinhalte

Quelle: Diabetes Kongress 2018