Geriatrische Diabetespatienten: Versorgungslücken schließen, Angehörige und Pflegekräfte schulen
Hierzulande gibt es etwa eine Million pflegebedürftige Diabetespatienten, davon etwa 100 000 mit Typ 1 „alt gewordene“, erklärte Dr. Jürgen Wernecke von der Klinik für Diabetologie am Agaplesion Diakonieklinikum Hamburg.
In Altenheimen bricht meist die klassische Betreuung durch Hausarzt, Diabetologen und Diabetesassistentin weg. Gleichzeitig sind Pfleger mit der intensivierten Insulintherapie und modernen Systemen wie Insulinpumpe oder CGM oft noch gar nicht vertraut.
Hinzu kommt, dass Ältere mit Diabetes häufig ihre Behandlung nicht mehr im Griff haben, insbesondere aufgrund kognitiver Einbußungen. So weisen Patienten mit Typ-1-Diabetes ein fast doppelt so hohes Risiko für eine Demenz auf wie Menschen ohne die Stoffwechselerkrankung. Außerdem werden ihre kognitiven Fähigkeiten oft überschätzt. Dies verdeutlicht u.a. die GERODIAB-Studie, mit 987 mindestens 70-Jährigen mit Diabetes Typ 2.
Zielwerte auf Basis der Lebenserwartung anpassen
Etwa jeder Vierte litt laut entsprechender Testung unter einer mittelgradigen Demenz. Die subjektive Einschätzung der Studienärzte hatte hingegen nur für 11 % eine kognitive Einschränkung und für 3 % eine Demenz ergeben. Senioren sind auch häufiger von Depressionen betroffen, die v.a. unbehandelt mit einem deutlich erhöhten Mortalitätsrisiko einhergehen.
Füße und Augen prüfen
- relativ gesunde, kognitiv nicht Eingeschränkte mit einer Lebenserwartung von mehr als 15 Jahren: 6,5–7,5 %
- sehr alte, Multimorbide oder kognitiv leicht Eingeschränkte: < 8 %
- Pflegebedürftige oder Demente: < 8,5 %
- kurz vor dem Tod: Symptome lindern, HbA1c-Wert bedeutungslos
Geld-Zähl-Test: 9,80 Euro sollen es sein
- < 45 Sekunden: selbstständig
- 45–70 Sekunden: hilfsbedürftig
- > 70 Sekunden: erheblich hilfsbedürftig
Ambulante Pflegekräfte spritzen Insulin oft in die falsche Stellen
Fällt es Senioren schwer, die notwendigen Spritzen selbst zu setzen, kommen oft ambulante Pflegekräfte ins Spiel. Doch diese sind zu 80 % nicht examiniert. Häufig unterlaufen ihnen Fehler, z.B. hinsichtlich der Wahl der Spritzstellen, die dann eine Entgleisung zufolge haben können.Kongressbericht: Diabetes Herbsttagung 2019