Chronische Schmerzen Von Wassergymnastik bis Widerstandsübungen
Schon eine geringe Dosis an körperlicher Aktivität kann helfen, chronische muskuloskelettale Schmerzen zu reduzieren. Betroffenen sollte deshalb Bewegung als primäre Therapiemaßnahme verschrieben werden, raten Pia-Elena Frey und Prof. Dr. Marcus Schiltenwolf von der Universität Heidelberg. Um herauszufinden, was körperliches Training bei chronischen Schmerzen bewirken kann und ob es konkrete Empfehlungen für die jeweiligen Schmerzlokalisationen gibt, haben sie aktuelle Leitlinien und Publikationen unter die Lupe genommen.
Unbestritten ist, dass körperliches Training bei chronischen Rücken- und Nackenschmerzen signifikant wirkungsvoller ist als passive Maßnahmen oder NSAR. Deshalb wird es auch in den Leitlinien empfohlen – häufig kombiniert mit einer Rückenschule oder verhaltenstherapeutischen Maßnahmen. Zuviel Anstrengung, egal ob beim Sport oder bei der Arbeit, ist allerdings kontraproduktiv. Etliche Studien zeigen, dass die Beziehung zwischen körperlicher Aktivität und Rückenschmerzen U-förmig ist. Eine bis zweieinhalb Stunden Training pro Woche scheinen chronische Kreuzschmerzen signifikant zu reduzieren, berichten die Autoren. Aerobes Ausdauertraining und Widerstandsübungen lindern die Schmerzen und verbessern Funktion und Lebensqualität. Krafttraining hat offenbar einen zusätzlichen Effekt auf das emotionale Wohlbefinden.
Gelenkschmerzen betreffen am häufigsten das Knie und beruhen in 25 % der Fälle auf Übergewicht – Abnehmen ist also ein probater Therapieansatz. 10 % weniger Pfunde auf der Waage führen schon zu einer deutlichen Schmerzabnahme. Doch auch Bewegung hilft gegen Knieschmerzen. Guten Effekt zeigt ein überwachtes Training, das dreimal die Woche stattfindet und Ausdauer und Quadrizepsmuskulatur kräftigt. Patienten mit Knieschmerzen profitieren zudem von der Stärkung des Selbstwertgefühls und der Resilienz.
Mit Aquatraining gegen Fibromyalgie
Aerobes Ausdauertraining senkt auch die Schmerzen bei CWP (chronic widespread pain) und Fibromyalgie. Maßvolles Krafttraining und Stabilisierungsübungen vermindern die Fatigue, Aquatraining bessert Schlafstörungen, Funktionseinschränkungen und Schmerzen. Sport mit spirituellen oder mentalen Elementen (z.B. Yoga) kann bei Fibromyalgie und CWP ebenfalls nutzen.
Insgesamt gibt es Hinweise, dass zur Schmerzlinderung biopsychosoziale Effekte wichtiger sind als die konkrete Bewegungsform. Entscheidend ist, dass der Patient daran Freude hat und langfristig am Ball bleibt, betonen die Autoren.
Quelle: Frey PE, Schiltenwolf M. Dtsch Z Sportmed 2022; 73: 98-105; DOI: 10.5960/dzsm.2022.525