Therapie bei akuter Herzinsuffizienz Zwei Wochen, die den Unterschied machen

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Aufgrund der guten Ergebnisse zur raschen Dosiserhöhung entschied sich das unabhängige Kontrollgremium, die Rekrutierung nach etwas mehr als 1.000 Personen vorzeitig zu beenden. Aufgrund der guten Ergebnisse zur raschen Dosiserhöhung entschied sich das unabhängige Kontrollgremium, die Rekrutierung nach etwas mehr als 1.000 Personen vorzeitig zu beenden. © Robert Kneschke – stock.adobe.com

Das schnelle Auftitrieren der Medikation kann Patienten, die eine akute Herzinsuffizienz hinter sich haben, Vorteile bringen. Der Unterschied zum oft üblichen langsameren Vorgehen fällt so deutlich aus, dass eine entsprechende Studie vorzeitig beendet werden musste.

Die ersten Wochen nach dem Ereignis sind für Patienten mit akuter Herzinsuffizienz besonders riskant. Dennoch erhalten viele keine rasche Aufdosierung der leitliniengerechten Therapie. Das liegt unter anderem an der für diese Indikation noch relativ geringen Evidenz. 

Die Autoren der multinationalen STRONG-HF*-Studie sorgen für Abhilfe. Sie verglichen zwei Strategien: Die Medikation (RAS-Hemmer**, Betablocker, Aldosteronantagonisten) der einen Hälfte der Patienten wurde unter engmaschiger Kontrolle innerhalb von 14 Tagen auf die volle empfohlene Dosis auftitriert. Die Behandlung der anderen Hälfte richtete sich nach dem im jeweiligen Zentrum üblichen Standardvorgehen. 

Angelegt war die offene randomisierte Studie ursprünglich für 1.800 Teilnehmer. Aufgrund der guten Ergebnisse zur raschen Dosiserhöhung entschied sich das unabhängige Kontrollgremium allerdings, die Rekrutierung nach etwas mehr als 1.000 Personen vorzeitig zu beenden. Die Zwischenergebnisse erlaubten wegen der eindeutigen Überlegenheit aus ethischer Sicht kein Fortführen der Standardtherapie, schreiben Prof. Dr. Alexandre Mebazaa von der Université Paris Cité und Koautoren. 

Nach dem vorzeitigen Cut-off 90 Tage nach einleiten der Therapie – befanden sich unter dem intensivierten Regime deutlich mehr Patienten bereits im Zielbereich. Von den Patienten, die ACE-Hemmer bzw. ein Sartan erhielten, hatten 55 % ihre Zieldosis erreicht. Mit dem Standardvorgehen schafften es über 90 Tage nur 2 %. Für Betablocker und Aldosteronantagonisten lagen die entsprechenden Werte bei 49 % vs. 4 % und 84 % vs. 46 %. 

Die Auswertung der Daten zeigte ein reduziertes Risiko für Tod oder erneuten stationären Therapiebedarf wegen Herzschwäche innerhalb von 180 Tagen. Dieser Endpunkt trat unter der intensivierten Therapie bei 15 % der Patienten ein, die Gruppe lag damit 8 Prozentpunkte unter dem Kontrollkollektiv (Risikoverhältnis 0,66). 

Die rasche Aufdosierung verbesserte auch das klinische Bild. Nach drei Monaten war ein günstiger Einfluss auf Blutdruck, Herzfrequenz, NYHA***-Klasse, Körpergewicht und NT-proBNT-Spiegel nachweisbar. Was die Sicherheit anbetrifft, traten unter der intensivierten Behandlung mit engmaschigem Monitoring zwar mehr Nebenwirkungen auf, aber das Risiko für schwere und tödliche Ereignisse war nicht erhöht. Von den Patienten wurde die Strategie der raschen Aufdosierung gut angenommen, denn sie reduzierte die Symptomlast und verbesserte die Lebensqualität.

* STRONG-HF: safety, tolerability and efficacy of up-titration of guideline-directed medical therapies for acute heart failure
** Renin-Angiotensin-Hemmer
*** New York Heart Association

Quelle: Mebazaa A et al. Lancet 2022; DOI: 10.1016/S0140-6736(22)02076-1