Diabetes Kongress 2023
17.– 20. Mai 2023
Vom 17. bis 20. Mai 2023 fand der Diabetes Kongress der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) in Berlin statt. Hier erscheinen unsere Highlights und aktuelle Berichte rund um die Veranstaltung.
Diabetes Kongress 2023: Vom 17. bis 20. Mai 2023 fand in Berlin der 57. Diabetes Kongress der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) statt. Im „City Cube“ lautet das Motto: „Diabetes neu denken – Vielfalt & Individualität“. Im Programm finden sich wissenschaftliche Vorträge in Symposien, Postersitzungen und Workshops – daneben gibt es viel Raum für Diskussionen und Interaktion.
Das Team der diabetes zeitung und der MedTriX Group ist vor Ort, berichtet aus Symposien, über Pressekonferenzen und aus einem eigenen Videostudio. Hier gibt es ab Kongressbeginn und auch in den Tagen und Wochen danach aktuelle Berichte.
Video-Interviews
Am Freitag, 19. Mai 2023, wurde in der Mitgliederversammlung Prof. Andreas Fritsche aus Tübingen zum neuen Präsidenten der Deutschen Diabetes Gesellschaft gewählt. Wir haben mit ihm über die Krankenhausreform, Klischees und Tropenmedizin gesprochen.
Die letzten beiden Jahre war Professor Dr. Andreas Fritsche Vizepräsident der DDG, nun hat er das Amt des Präsidenten von seinem Vorgänger Professor Dr. Andreas Neu übernommen. Prof. Dr. Fritsche ist stellvertretender Leiter des Instituts für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen des Helmholtz Zentrums München an der Universität Tübingen und dort Leiter der Abteilung für Prävention und Therapie des Diabetes.
Wichtig wird für ihn während seiner Amtszeit sicherlich die Auseinandersetzung mit der Krankenhausreform sein. Und es gibt weitere Themen, die er verfolgen möchte. Dazu gehört, gegen die Klischees anzugehen, mit denen Menschen mit Diabetes oft konfrontiert werden – und die letztendlich, so ist Prof. Dr. Fritsche überzeugt, zu falschen Entscheidungen in der Gesundheitspolitik führen. Geprägt hat Prof. Dr. Fritsche außerdem seine frühe Tätigkeit in der Tropenmedizin, die ihn bis heute beeinflusst.
Im Mai 2021 hat Prof. Dr. Andreas Neu sein Amt als Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft angetreten. Nun hat er an seinen Nachfolger übergeben. Was ist sein Fazit nach zwei Jahren Präsidentschaft?
Prof. Dr. Andreas Neu ist Kinderdiabetologe – und es war u.a. sein Ziel kinderdiabetologische Themen voranzubringen, zum Beispiel durch die Ketoazidose-Aufklärungskampagne. Auch hat er sich für die flächendeckende Einführung von Schulgesundheitsfachkräften eingesetzt .
Mit dem Ende seiner Amstzeit als Präsident endet nicht das Engagement für die DDG: Prof. Dr. Neu ist nun Past Präsident geworden und wird dem neuen Präsidenten Professor Dr. Andreas Fritsche (ebenfalls aus Tübingen) beratend zur Seite stehen. Große Vorhaben wie die Krankenhausreform stehen an – die DDG möchte die Reform mitgestalten, Prof. Dr. Neu wird dabei sicherlich vor allem die Kinderdiabetologie im Blick haben und in der Vorstandsarbeit seine Erfahrungen aus seiner Zeit als Präsident einbringen.
Prof. Dr. Neu ist Kommissarischer Ärztlicher Direktor der Abteilung Neuropädiatrie, Entwicklungsneurologie und Sozialpädiatrie an der Kinderklinik Tübingen. Er leitet dort die Behandlungseinrichtung für Kinder und Jugendliche mit Diabetes.
Expert:innen im Gespräch
Was hält eigentlich ein Kinderdiabetologe von dem Kongress-Schwerpunkt „vergessene Therapiesäulen“? Und warum muss diese Frage differenziert betrachtet werden? Ganz aktuell und im Vordergrund steht in der Kinderdiabetologie das mögliche Screening auf Typ-1-Diabetes.
Die Vergütung in der Kinderdiabetologie und die Veränderungen, die sich z.B. durch AID-Systeme ergeben und sich auch auf Bewegung, Ernährung und die psychologische Komponente in der Betreuung von Kindern mit Diabetes auswirken – all das beschäftigt den Kinderdiabetologen Prof. Dr. Thomas Danne, Chefarzt am Kinder- und Jugendkrankenhaus Auf der Bult in Hannover.
Mehr noch aber beschäftigen ihn die neuen Möglichkeiten, auf Typ-1-Diabetes zu screenen und die Erkrankung sogar hinauszuzögern. Warum er unbedingt dafür ist, die Chancen, die er sieht, zu nutzen, erklärt er im Interview.
Sich bewegen, aktiv sein – das ist gut für alle Menschen, nicht nur für die mit Diabetes. Trotzdem wird die Bewegungstherapie auch als „vergessene Therapiesäule“ bezeichnet. Wie können Diabetolog:innen gegensteuern?
Dr. Meinolf Behrens ist niedergelassener Diabetologe und Sportmediziner aus Minden; zudem ist er aktiv in der AG Diabetes, Sport & Bewegung. Sein Ziel ist es, bei seinen Patientinnen und Patienten die Lust an der Bewegung zu wecken. Kein leichtes Unterfangen, aber einige gute und praktische Hinweise, wie das gelingen kann, gibt es von ihm doch – auch für Diabetolog:innen und alle anderen aus dem Diabetesteam, die sich im Alltag mehr bewegen möchten.
Und welche Impulse vom Kongress nimmt Dr. Behrens mit in den Alltag? Auch das erzählt er im Interview.
Ein Kongress lebt von Diskussion und Austausch. Auch Menschen mit Diabetes waren in Berlin auf dem Diabetes Kongress 2023 dabei und haben mitdiskutiert. Warum findet Kongresspräsident Prof. Dr. Matthias Blüher das wichtig?
Neue Technologien, neue Medikamente, neue Therapien – werden darüber nicht manchmal Säulen der Therapie wie Bewegung, Ernährung und Psychologie vergessen? Das ist ein zentraler Ansatzpunkt im Programm des Diabetes Kongresses 2023, das von Prof. Dr. Matthias Blüher, Präsident des Diabetes Kongresses 2023 und Leiter des Helmholtz-Zentrums für Metabolismus-, Adipositas- und Gefäßforschung in Leipzig, mit ausgearbeitet wurde. Gegen Neues ist er deshalb aber noch lange nicht – worauf hofft er, wenn es um neue Therapien geht?
Ausdrücklich unterstützt er, dass auch Menschen mit Diabetes auf dem Kongress präsent sind – denn sie sind es, um die es geht und die vom wissenschaftlichen Fortschritt profitieren sollen.
Ärzt:innen und Patient:innen schätzen psychologische Angebote sehr. Die Nachfrage ist groß, und die psychologische Begleitung ist also eigentlich keine „vergessene Therapiesäule“. Schwierigkeiten gibt es dennoch.
Diese Schwierigkeiten liegen in den oft fehlenden Refinanzierungsmöglichkeiten, sagt Psychologe Prof. Dr. Bernhard Kulzer vom Diabetes Zentrum Mergentheim. Es ist schwierig, psychologische Angebote zu finanzieren: Im stationären Bereich gibt es keine Vergütungsziffern, und im ambulanten Bereich kann es sich keine Schwerpunktpraxis leisten, einen Psychologen anzustellen, sagt der Vorsitzend der AG Diabetes & Psychologie.
Der Bedarf ist natürlich trotzdem da. Welche Ressourcen können Diabetesteams dafür aufbringen, welche Techniken z.B. in der Gesprächsführung können weiterhelfen? Im Interview gibt Prof. Dr. Kulzer konkrete Tipps und nennt auch Warnsignale, die anzeigen, wenn es ohne einen Fachmann oder eine Fachfrau nicht mehr geht.