Glosse Blauer Promi wagt Neustart
Während Keksteig zum Löffeln in den Supermarktregalen steht, versagen Rot, Grün und Gelb dabei, Kinderwerbung für ungesunde Lebensmittel zu verbieten. Um den Kleinen trotzdem einen keksarmen Speiseplan nahezulegen, zieht ein Privatsender nun einen blauen Ernährungsprofi hinzu: Das Krümelmonster. Das gefräßige Ungetüm tritt kommendes Jahr mit einem Fernsehkoch in einer Kochshow auf.
Die Expertise des Monsters in Ernährungsfragen sei unangefochten. Aber entstehen nicht andere Fehlimpulse? Der Vielfraß wird sich so animalisch Gemüse in den Rachen stopfen, dass Rohkostwürfel fliegen. Das vermittelt schlechte Manieren, verschwendet Nahrungsmittel und zwingt die Eltern eifriger Nachahmer zu ständigem Putzen. Ärzte müssen mit einer nie da gewesenen Welle von Rückenschmerzen rechnen.
Davon abgesehen bringt der Auftritt des Ungetüms das kleine Einmaleins der Essenshygiene durcheinander: Blaue Monster mit Flusen gehören nicht in die Küche, blaue Lebensmittel mit Fusseln sollte man entsorgen und blaue Köche mit Fusel hält man auf Abstand zum Herd. Immerhin kann das Monster den Kindern aber beibringen, haarfein zwischen Begriffen zu differenzieren: Man kann z.B. etwas „verbrennen“ (Kalorien), das ist gesund oder etwas „abfackeln“ (die Küche), das ist ungesund.
Die Show wird mit reichlich Spannung gewürzt: Anfangs scheitert das Monster mit den ratlosen Kulleraugen noch daran, ein Schnitzel weich zu prügeln. Aber im Laufe der Zeit wird es vor begeistertem Publikum gefährliche Geräte wie den Pürierstab meistern. Im Staffelfinale schnippelt dann ein erfahrenes Stunt-Double mit japanischem Stahl eine Süßkartoffel. Natürlich wird man vor der Nachahmung warnen – Ärzte sollten trotzdem alles für die kleine Wundversorgung zurechtlegen.
Wir dürfen gespannt sein, welche progressiven Schritte die Sendung in der zweiten Staffel wagt. Zieht das Krümelmonster mit Kapuze und Bolzenschneider um den Sesamblock, um zu containern? Und zeigt Oscar aus der Tonne es dann an?
Isabel Aulehla
Redaktion Gesundheitspolitik