Kommentar Gematik wird Twix
Die Medizinischen Informationsobjekte Mios: Von den KVen entwickelt – jetzt, weil „nicht zukunftstauglich“, teils auf der Abschussliste.
Die ePa: Sollte freiwillig sein, weil sie nur über Freiwilligkeit zu vermitteln ist – jetzt kommt die Opt-out-Lösung.
Die Konnektoren: Müssen getauscht werden, weil die Gesellschafter das so beschlossen haben, könnten zwar upgedatet werden, müssen aber auf jeden Fall getauscht werden, wenn sie zum 23. August 23 (magic!) ablaufen.
Die Meldungen der verschiedenen Player im Geschäft der Telematikinfrastruktur überschlagen sich seit Monaten. Kann noch irgendjemand außer den hauptberuflichen Telematikinfrastruktur-Verstehern folgen? Dass die Dinge und die Informationen komplex sind, liegt am Thema. Aber dass sie intransparent und widersprüchlich sind – das liegt an den Akteuren.
Die Gematik war bislang nicht in der Lage, diesem Bild eines freidrehenden Systems entgegenzuwirken. Jetzt soll die Gesellschaft 9,5 Millionen Euro erhalten, mehr Kompetenzen erhalten und zu einer Digitalen Gesundheitsagentur werden.
Was die Gematik aber eigentlich machen müsste: Sie müsste transparent werden. Nicht Agentur, nicht hipp, nicht größer, nicht mächtiger. Transparenter. Denn das Misstrauen in Entscheidungen, die möglicherweise von Versorger-fernen Akteuren interessensgeleitet sind oder aus Unfähigkeit getroffen wurden, ist mittlerweile groß.
Durchsetzen wird sich die Digitalisierung unabhängig von ihrer Qualität. Weil Ärztinnen und Ärzten, Patientinnen und Patienten, IT-Sicherheitsexpertinnen und -experten nicht gehört werden, weil sich die Welt ungebremst von 9,7 geklauten Patientendatensätzen in Australien eben so dreht – und weil Honorarabzüge und Opt-Out-Regeln das schon richten werden.
Aber es wurde viel Geld und Vertrauen verspielt. (Nein, das Geld wurde nicht „verbrannt“. Es ist nicht weg – es ist nur nicht mehr im Gesundheitssystem.) Manche sehen gebremstes Engagement und innere Kündigungen als Folge. Und ein System, in dem sich jeder selbst der Nächste ist.