Corona-Krise verunsichert Krebspatienten

Gesundheitspolitik Autor: Cornelia Kolbeck

Eine Verschiebung der Krebstherapie oder eine Behandlungsänderung sind individuell abzuwägen. Eine Verschiebung der Krebstherapie oder eine Behandlungsänderung sind individuell abzuwägen. © Vlad Chorniy – stock.adobe.com

Seit Wochen ist die Gesellschaft im Ausnahmezustand. Krankenhäuser und niedergelassene Ärzte organisieren ihre Aufgaben in der Corona-Krise neu. Risikopatienten rücken in den Fokus und schwer kranke Patienten fragen sich, ob sie noch gut versorgt werden können.

Andreas K. war vor drei Jahren wegen eines Blasentumors operiert worden. Eigentlich war er zuversichtlich, alles überstanden zu haben, dann kam das Rezidiv. Sein Arzt empfahl eine erneute Operation, zügig. Der Eingriff wurde für Anfang April festgesetzt. Lange war sich der erneut Erkrankte nicht sicher, ob es beim Termin bleibt. Dann kam die Bestätigung der Klinik. Große Sorgen machte sich der Mann jetzt auch wegen Chemotherapie und Immunschwäche und wegen einer möglichen Infektion mit dem SARS-CoronaVirus-2 im Krankenbett.

Plattformen geben sehr detailliert Auskunft

Beunruhigt sind aber nicht nur erwachsene Krebskranke, sondern auch Eltern von Kindern mit Tumoren. Viele dieser jungen Patienten haben durch die Therapie bereits ein geschwächtes Immunsystem. Die Eltern wissen, dass sie deshalb besonders gefährdet sind. Was müssen wir jetzt tun?, fragen sie sich.

Die Deutsche Krebshilfe hat ebenso wie der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) frühzeitig reagiert und Wissenswertes für Krebspatienten und ihre Angehörigen veröffentlicht. Die Plattformen geben Antworten auf häufige Fragen. Beispiele dafür sind:

  • „Ich bin 20 Jahre und habe ein Hodgkin-Lymphom. Wie sieht das mit den Rehabilitationsmaßnahmen aus? Ich würde demnächst auf Anschlussheilrehabilitation gehen und weiß nicht, was ich machen soll. “
  • „Soll ich angesichts der aktuellen Lage meinen Nachsorgetermin nächste Woche wahrnehmen oder besser absagen?“
  • „Ich bin Brustkrebs-Patientin und habe gerade die fünfte von 28 Bestrahlungen bekommen. Was passiert, wenn ich wegen Corona (Quarantäne oder Schließung der Strahlentherapie-Einheit) die nächsten Bestrahlungen nicht bekommen kann?“
  • „Ich habe oder hatte Krebs. Muss ich zur Arbeit gehen?“
  • „Ist das Coronavirus über eine Bluttransfusion oder eine Stammzelltransplantation übertragbar?“

Angesichts der Dynamik der Situation und der großen Verunsicherung hat die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) im April ihre Leitlinie „Coronavirus-Infektion (COVID-19) bei Patienten mit Blut- und Krebserkrankungen“ sowie ihre Patienteninformation zu „COVID-19 bei Krebspatienten“ aktualisiert.

Bei Patienten mit Krebs- oder Blutkrankheiten wird danach empfohlen, individuell abzuwägen, ob die Verschiebung, Verzögerung oder Änderung einer Behandlung der Grundkrankheit indiziert ist. Daten aus Studien oder Registern lägen hierfür nicht vor, aber generell gelte, „dass zum jetzigen Zeitpunkt in den meisten Fällen die effektive Behandlung der Krebserkrankung für das Überleben der Patienten wichtiger ist als übertriebene Vorsichtsmaßnahmen im Sinne unnötiger Unterbrechungen oder Verschiebungen.“

Erkrankung und Risiken in Patienten-Leitlinie erklärt

Die Leitlinie beinhaltet entsprechende Entscheidungskriterien und Beschreibungen für die jeweiligen Krebserkrankungen. Nachzulesen sind auch Expertenmeinungen zu einzelnen Arzneimitteln bei Krebspatienten mit COVID-19. Die Patienteninformation fasst alle Informationen allgemeinverständlich zusammen. Neben Erklärungen zum Coronavirus wird u.a. darauf hingewiesen, durch welche Risikofaktoren Patienten besonders gefährdet sind. Aufgelistet werden neben Alter, Rauchen, hohem Blutdruck und Diabetes ein geschwächtes Immunsystem durch Leukämien, Lymphome bei aktiver Erkrankung, eine niedrige Zahl weißer Blutkörperchen, niedrige Immunglobulinwerte, eine langdauernde Unterdrückung des Immunsystems, z.B. durch Kortison sowie allogene Stammzelltransplantation und andere zelluläre Therapien. 

Medical-Tribune-Bericht