Storm erinnerte daran, dass Union und SPD 2017 in ihren Koalitionsvertrag geschrieben hatten, dass die Kassen
kostendeckende Beiträge für die Bezieher von ALG II erhalten sollten, was fast 10 Mrd. Euro bringen würde. Umgesetzt wurde das allerdings nicht.
Stellschrauben auf der Ausgabenseite, so der DAK-Chef, könnten Leistungskürzungen, höhere Zuzahlungen, Preisabschläge für Hersteller und Behandelnde, eine ermäßigte Mehrwertsteuer auf Arzneimittel und Medizinprodukte sowie Strukturreformen, z.B. zur sektorenübergreifenden Versorgung, sein.
Wegen der Pandemie kam es zu keiner Reform im
stationären Sektor samt Notfallversorgung, bedauerte der CDU-Abgeordnete Rüddel. Das müsse nun nachgeholt werden. Seine Vorstellung ist: Wenn der Bund sich an der Finanzierung der Investitionskosten der Krankenhäuser beteiligt, weil die Länder das ja nicht in ausreichendem Maße tun, sollte er auch Vorgaben machen, die von den Ländern bei der Planung von Betten, Qualitätssicherung und Sektorenverzahnung anzuwenden sind.
Der Essener Gesundheitsökonom Professor Dr. Jürgen Wasem schlägt dagegen vor, von der
dualen Krankenhausfinanzierung auf eine monistische zu wechseln: Auch die Investitionskosten könnten über das DRG-System abgebildet und von den Krankenkassen bezahlt werden. Schon heute erfolgt eine Querfinanzierung der Investitionen über eine Leistungsmengenausweitung bei den abgerechneten Klinikfällen.
Der Ökonom sprach sich ebenfalls für eine
kurzfristige Defizitbehebung per Bundeszuschuss aus – so würden auch die privat Versicherten beteiligt, die ja relativ mehr Steuern bezahlten. Mit Interesse entnahm er den Ausführungen Rüddels, dass dieser nicht von Kostendämpfung sprach. Dabei, so Prof. Wasem, würden doch im Bundesgesundheitsministerium bereits Listen geschrieben, was Versicherten, KVen (z.B. Budgetnullrunde) und Krankenhäusern (z.B. fixierte Landesbasisfallwerte) zugemutet werden könne.
„Alle Bälle müssen in der Luft gehalten werden“, sagte Rüddel. Für wichtig hält er eine Stärkung der Patientensteuerung im ambulanten Bereich, insbesondere durch die
Hausarztzentrierte Versorgung.
Mehr Gewicht für die Hausärzte fordert auch Sigrid König, Vorständin des BBK-Verbandes Bayern. Sie wünscht sich im Medizinbetrieb eine ganzheitliche Betrachtung der Patienten und eine Kommunikation auf Augenhöhe. Sie meint: „Das Geld reicht. Wir müssen aber an den Strukturen etwas ändern.“
Kongressbericht: 20. Europäischer Gesundheitskongress München