Kommentar Geht’s wieder los?
Und daran wird sich auch heuer nichts ändern. Denn die bierselige Masse auf der Wiesn hat es offensichtlich herzlich wenig gestört, dass deutsche Mediziner angesichts steigender Coronainzidenzen und neuer Varianten zum freiwilligen Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes raten und erste US-amerikanische Institutionen die Pflicht wieder einführen.
Schließlich gehören Masken nicht zum traditionellen Dirndl-Outfit. Während die einen jegliche Vorsicht fahren lassen, wittern andere erneute Einschränkungen, bangen um das Weihnachtsfest im Familienkreis oder bringen sich auf Internetplattformen für verquere Wortgefechte in Stellung.
Doch langsam, was steht coronatechnisch auf der Habenseite? Das Gros der Bevölkerung ist mehrfach geimpft und/oder hat eine Erkrankung hinter sich. Für die nächste Runde gibt es mittlerweile angepasste Vakzine von mehreren Herstellern. Masken und (hoffentlich noch zuverlässige) Selbsttests sind für jeden erschwinglich. Sorgen von offizieller Seite fokussieren sich eher auf die Langzeitsymptomatik einer Infektion, der Minister möchte den Forschungsetat aufstocken. Wenn alle, die akute Symptome haben, nur mit Maske vor die Tür gehen, werden wir die Sache schon wuppen und zudem vulnerable Gruppen schützen können.
Vor allem angesichts der globalen Großwetterlage wünsche ich mir an der Coronafront weniger Egoismus und dafür mehr Verantwortungsbewusstsein und Gelassenheit. Dazu gehört auch eine maßvolle Kommunikation, insbesondere von Menschen, die in der Politik und in Gesundheitsberufen tätig sind. Und das gilt auch für Publikumsmedien: Auflagenträchtig aufbereitete Bad News sind in Krisenzeiten ein Brandbeschleuniger und alles andere als good. Sie helfen höchstens denen, die ansonsten nichts zu sagen und kein Programm haben.
So long, COVID!
Stefanie Menzel
Redakteurin Medizin