Kommentar Haben Sie Influenza?
Aber müsste es nicht heißen, die Influenza kommen? Sie verstehen nur Bahnhof? Die Rede ist natürlich von Influencern. Früher gab es sie nicht, höchstens im politischen Bereich. Da nennt man sie heute noch vornehm Lobbyisten. Dabei passt die namentliche Ähnlichkeit zur Influenza doch viel besser.
„Influenza“ stammt vom lateinischen „influens“ ab, was Einfluss bedeutet. Den sollen die Influencer aktiv nehmen. Interessanterweise schrieb man der Influenza im Mittelalter eher eine passive Rolle zu. Sie wurde von den Gestirnen beeinflusst: „Sobald eine Influenza ausbricht, sehen wir wichtige verschiedenartige cosmische Erscheinungen derselben vorangehn, sie begleiten, oder ihr nachfolgen“, schreibt Heinrich Schweich, „Doctor der Medicin und Chirurgie“, noch 1836 in seinem Buch „Die Influenza“. Den Ausführungen der modernen Influencer gehen mitunter ebenfalls Erscheinungen voraus, Werbeeinblendungen zum Beispiel.
In der Literatur werden verschiedene Typen der Influenza beschrieben, von der Vogel- über die Schweine- bis zur besonders gefährlichen Männergrippe. Auch eine Hundegrippe soll es geben, H3N8 und H3N2. Allen gemein ist, dass sie recht ansteckend sind. So soll der deutsche Begriff Grippe vom Französischen „gripper“ abstammen, was „greifen, packen“ bedeutet. „Viral gehen“ kannte man damals wohl noch nicht.
Einer der vielen Namen, die das Leiden bereits vor Jahrhunderten erhielt, war „Krankheit à la mode“. So manche Influencer denken bei ihrer Arbeit heute noch an die Bezeichnung. Ihre Tipps zu Mode und Make-up können durchaus ansteckend wirken. Bei dieser Subgruppe reichen die Symptome von quietschenden Ohs und Ahs bis zu gelegentlichen Farbwechseln im Gesicht. Wie bei der Influenza verschwinden die Beschwerden in der Regel irgendwann wieder – bis die nächste Variante kommt.
Unterschiede gibt es insbesondere im Alter der betroffenen Patienten. So macht sich die Influencer-Influenza eher bei Jüngeren breit. Bestimmt haben auch Sie schon Fälle von „Influencer“ in ihrer Praxis?