Food Environment Policy Index Handlungsempfehlungen für eine gesunde Ernährung
Der Food Environment Policy Index (Food-EPI) ist ein methodisches Rahmenwerk für die systematische Erfassung, Analyse und den internationalen Vergleich der politischen Rahmenbedingungen, die die Ernährung auf Bevölkerung beeinflussen. Erstmals wurde durch die Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) und die Pettenkofer School of Public Health in München sowie das Bremer Leibniz Institut für Präventionsforschung (BIPS) und Epidemiologie der Status quo für Deutschland erhoben und mit internationalen Best-Practice-Beispielen verglichen. 55 Expertinnen und Experten wurden befragt sowie 47 Indikatoren betrachtet, um zu Reformempfehlungen zu kommen. Dr. Peter von Philipsborn vom Institut für medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie der LMU berichtet, dass Deutschland bei der Umsetzung einer gesundheitsförderlichen Ernährungspolitik im internationalen Vergleich nur in zwei von 13 Bereichen „recht gut“ dasteht: bei offiziellen Ernährungsempfehlungen sowie beim Datensammeln und -auswerten. Als „sehr niedrig“ wurden die Aktivitäten bei der Regulierung von Lebensmittelwerbung und -marketing, der Lebensmittelpreisgestaltung, dem Lebensmittelangebot in Einzelhandel und Gastronomie sowie die sektorenübergreifenden Ansätze bewertet. In sieben weiteren Bereichen lautet die Einschätzung „niedrig“.
Für Gesundheit und Ökologie
Quelle: Presseinformationen von LMU, BIPS und DANK
Politische Inspiration in anderen Ländern entdecken
In Europa zeigten insbesondere skandinavische Länder, Großbritannien bei der Softdrink-Besteuerung und Frankreich bei der Schulspeisung, was ernährungspolitisch machbar sei. Ein Länder-Ranking gibt es beim Food-EPI zwar nicht. Doch Dr. von Philipsborn verortet Deutschland im „unteren Mittelfeld“ – mit viel Luft für Verbesserungen. 28 Reformoptionen haben die Expertinnen und Experten formuliert und gewichtet. Die Top-Five-Maßnahmen sind:- eine qualitativ hochwertige, gebührenfreie Schul- und Kitaverpflegung
- eine gesundheitsförderliche Mehrwertsteuerreform mit einer Steuervergünstigung für Gesundes wie Obst und Gemüse
- eine Herstellerabgabe auf Softdrinks
- eine gesetzlich verbindliche Regulierung von Kinder-Lebensmittelmarketing
- gesunde Verpflegungsangebote in öffentlichen Einrichtungen wie Kliniken, Behörden, Hochschulen und Seniorenheimen
Mit Mut und Weitblick dem Tsunami begegnen
Bitzer sieht die politischen Forderungen von DANK – dem Bündnis gehören 23 medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaften und Organisationen an – durch die Erkenntnisse des Food-EPI eindrucksvoll bestätigt. Das Forschungsprojekt zeige, welche Maßnahmen besonders großes Potenzial haben. „Die neue Bundesregierung darf nicht länger zögern und muss mehr politischen Mut und Weitblick beweisen, damit der Tsunami nicht-übertragbarer Krankheiten wirksam gestoppt werden kann.“Quelle: Pressekonferenz von LMU, BIPS und DANK