Über Ketoazidose aufklären Josephine (7) und der Silozug
Bei Typ-1-Diabetes-Manifestation erleiden 20 bis 30 % der betroffenen Kinder eine Ketoazidose. Die schwere Stoffwechselentgleisung erlebt quasi jedes vierte Kind bei Neuerkrankung – „eine beträchtliche Zahl“, sagt DDG Präsident Prof. Dr. Andreas Neu. Oft sind es zu spät erkannte Symptome oder ein verzögerter Arzttermin.
Die DDG forciert die Früherkennung: Seit 2021 hat die AG Pädiatrische Diabetologie eine Kampagne ins Rollen gebracht – gemeinsam mit dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte: Ziel ist, „die Zahl der Ketoazidosen deutlich zu reduzieren“, so Prof. Neu auf der Jahrespressekonferenz der DDG im März. Sprich: Eltern, Angehörige, Erzieherinnen und Erzieher, Lehrerinnen und Lehrer sollen die vier Symptome erkennen – Polydipsie, Polyurie, Gewichtsabnahme und Leistungsknick. Denn: „Je früher eine Diagnose gestellt wird, umso günstiger der initiale Verlauf und vermutlich auch die Langzeitprognose“, so Prof. Neu.
Prof. Andreas Neu, Tübingen, Präsident der DDG
© MedTriX Group
In der ersten Coronawelle nahmen die schweren Verläufe deutlich zu, doppelt so viele Ketoazidosen bei Manifestation wurden beobachtet als in den Jahren zuvor, hieß es auf der Konferenz: durch abgesagte Sprechstunden, verschobene Vorsorge, Fokus auf andere Symptome. Dabei sind die Symptome des Diabetes bei Manifestation leicht erkennbar.
So war das auch bei der kleinen Josephine (7): Die klassischen Zeichen waren alle da. Aber Familie Koch war nicht vertraut mit den Symptomen – wie die meisten Menschen: „Leider wusste ich nicht, was Typ-1-Diabetes ist. Ich hätte es mir gewünscht“, sagt Mutter Kerstin Koch. Der Schock war umso größer, die Symptome wurden nicht erkannt.
Josephine hatte Glück, dass sie vor einer schweren Entgleisung in rechte Bahnen gelenkt wurde – beim Team der Uni-Kinderklinik Tübingen war sie am richtigen Ort: Die Diagnose wurde sofort gestellt, eine moderne Insulintherapie direkt eingeleitet.
Warnzeichen früh erkennen – dafür plädieren die Kochs aus dem schwäbischen Ratshausen gerade nach den Erfahrungen, die sie in der eigenen Familie gemacht haben: Vater Andreas ist Fuhrunternehmer, seine Spedition umfasst Dutzende Lkw. Einen davon, einen Silozug, benutzt er nun zur „Aufklärung auf der Straße: Eine Mitarbeiterin von Prof. Neu hatte uns bei der Schulung gefragt, ob wir bereit wären, einen Lkw mit den 4 Warnzeichen zu beschriften. Ich fand das von Anfang an eine sehr gute Idee, weil ich denke, auf der Straße kann man schon ein sehr großes Publikum erreichen.“ Der Laster fährt nun durch Deutschland und jeder, der ihn sieht, sieht die Warnzeichen. So bringt man eine Kampagne ins Rollen – im wahrsten Sinn!