Teures Deutschland: 85 % der Mehrausgaben für Medikamente basieren auf steigenden Preisen
© Fotolia/RFBSIP
Hämatologen und Onkologen verschrieben 2017 im Schnitt pro Patient für 11 003 Euro Arzneimittel (im Jahr 2013 waren es noch 8492 Euro). Berücksichtigt wurden bei der Barmer-Analyse die Ausgaben personalisiert abgerechneter Fertigarzneimittel sowie parenterale Rezepturen in der ambulanten Behandlung, die von der Kasse erstattet wurden. Die Krebsspezialisten liegen somit weit über den Verordnungskosten anderer Fachgebiete. Es folgten Rheumatologen (3102 Euro), Gastroenterologen (1701 Euro), Nephrologen (1651 Euro) und Neurologen (1017 Euro).
Für den Kostenzuwachs seien vor allem sehr hohe Arzneimittelpreise ursächlich. Die Ausgabensteigerung sei bei onkologischen Arzneimitteln mit 9 % mehr als doppelt so hoch wie bei Arzneimitteln insgesamt, konstatieren die Autoren um Professor Dr. Daniel Grandt, Chefarzt am Klinikum Saarbrücken und Mitglied im Vorstand der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft.
Genannt werden beispielhaft die Arzneiwirkstoffe Palbociclib (Spitzenreiter mit einem Plus von 38 Mio. Euro), Pembrolizumab, Nivolumab, Daratumumab und Ibrutinib. Bei Onkologika der ATC-Gruppe L01 – antineoplastische Mittel – verursachten die fünf Wirkstoffe mit den stärksten Kostensteigerungen von 2016 auf 2017 Mehrausgaben in Höhe von 97 Mio. Euro.
Steigende Preise haben auch zur Folge, dass die Therapiekosten bei immer mehr onkologischen Patienten auf über 100 000 Euro anwachsen. 2017 lag der Anteil dieser Patienten mit 3,2 pro 1000 Versicherten im Vergleich zu 2015 zweieinhalbmal so hoch.