Waffe auf vier Beinen
Hund „Chico“ hat unlängst in Hannover seinen 27 Jahre alten Besitzer und dessen Mutter totgebissen. Die Ärzte, die ihn deswegen einschläferten, werden nun wüst beschimpft und bedroht. Nach Morddrohungen gegen Tierärzte und Behördenmitarbeiter ermittelt inzwischen die Staatsanwaltschaft Hannover. Der Staffordshire-Mischling war bei einer Untersuchung noch in der Narkose getötet worden, weil er unter einer schweren Kieferverletzung litt und zudem nur allein hätte gehalten werden können.
Mit gesundem Menschenverstand ist diese Entscheidung durchaus nachvollziehbar, gilt es doch stets, weitere Gefahren abzuwenden. Doch erstaunlich viele Menschen sehen das offenbar anders. Knapp 300 000 hatten zuvor eine Online-Petition unterzeichnet und darin gefordert, den Vierbeiner am Leben zu lassen. In begleitenden Mails wurde zudem die Todesstrafe für alle Verantwortlichen gefordert! Rund 80 militante Tierschützer trafen sich in der niedersächsischen Hauptstadt zu einer „Mahnwache für Chico“.
Was bewegt Leute, Kerzen für den Hund anzuzünden?
Was bewegt diese Leute, die Kerzen anzünden für einen Hund, der zwei Menschen getötet hat? Gewiss hat es im Vorfeld Versäumnisse bei den Behörden gegeben. Bereits 2011 hätte das Veterinäramt Hannover „Chico“ wohl aus der Familie nehmen müssen. Entsprechende Hinweise gab es: Der Hund sei aggressiv, der Sohn als Halter ungeeignet. Offenbar lebte das Tier in einem Metallkäfig und wurde nur selten ausgeführt.
Menschen trifft gewiss ein gerüttelt Maß Mitschuld an diesem Drama. Die Kette reicht dabei von wenig verantwortungsvollen Züchtern bis zu Hundehaltern, die ihr Ego mit Kampfmaschinen auf vier Beinen aufpolieren möchten. Keinerlei Schuld allerdings haben jene Ärzte, die letzten Endes eine Entscheidung zum Wohl der Allgemeinheit zu treffen hatten. Das hat stets im Vordergrund zu stehen, zumal das Thema nicht neu ist: 14 wahrhaft üble Attacken von Kampfhunden auf Menschen listet eine entsprechende Chronik für das Jahr 2018 in Deutschland bereits auf.
Wenige Tage nach dem Drama von Hannover beispielsweise ereignete sich im hessischen Bad König eine weitere schreckliche Tragödie mit einem Kampfhund. Für den sieben Monate alten Jannis war dem Obduktionsergebnis zufolge ein einziger Biss tödlich. Der Mischlingshund hatte die Fontanelle des Kindes getroffen, durch den Biss wurde eine Arterie verletzt.
Fazit: In den falschen Händen sind derart gefährliche Tiere Waffen. Während Gewehre und Pistolen jedoch in verschlossenen Schränken aufbewahrt werden müssen, laufen Kampfhunde auf unseren Straßen herum. Strengere Vorschriften sind daher notwendig, damit nicht am Ende Mediziner nach vermeintlich unpopulären Entscheidungen am Pranger stehen oder gar bedroht werden.