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Absetzen der Langzeitmedikation will bei Senioren gut überlegt sein

Zahlreiche Senioren nehmen über Jahre Statine ein. Wird diese Langzeitmedikation abgebrochen, z.B. weil sich der Gesundheitszustand oder die Behandlungsziele bei einem Betroffenen geändert haben, steigt anschließend möglicherweise das Risiko für schwere kardiovaskuläre Ereignisse. Zu diesem Ergebnis kommen die Autoren einer dänischen Kohortenstudie.
Laut Leitlinienempfehlungen sollen die Cholesterinsenker bei älteren Menschen individualisiert eingesetzt werden, schreiben Dr. Wade Thompson von der University of Southern Denmark in Odense und Kollegen. Dies kann bedeuten, dass man sich bei schweren Erkrankungen oder Gebrechlichkeit für ein Absetzen der Präparate entscheidet.
Um zu klären, welche Auswirkungen dies auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit der Senioren hat, analysierten die Forscher mithilfe verschiedener dänischer Gesundheitsregister die Daten von 67.418 Personen im Alter von mindestens 75 Jahren, die über einen Zeitraum von mindestens fünf Jahren mit Statinen behandelt worden waren. 27.463 Personen (medianes Alter 79 Jahre) waren nicht kardiovaskulär vorbelastet und nahmen die Medikamente aus Gründen der Primärprävention ein. In den übrigen 39.955 Fällen (medianes Alter 80 Jahre) erfolgte die Behandlung zur Sekundärprävention nach einem vorangegangenen Herz-Kreislauf-Ereignis.
Nach dem Absetzen der Statin-Langzeitmedikation stieg das Risiko für schwere Herzkreislaufkomplikationen (Myokardinfarkt, Schlaganfall, TIA, Koronarrevaskularisation, Tod aufgrund von Myokardinfarkt oder Schlaganfall) deutlich – und zwar sowohl im Primär- als auch im Sekundärpräventionskollektiv. Den Berechnungen der Forscher zufolge muss in diesen beiden Kollektiven jedes Jahr mit einem zusätzlichen schweren kardiovaskulären Ereignis pro 112 bzw. 77 Therapieabbrecher gerechnet werden.
Diese Beobachtungen haben eine erhebliche praktische Relevanz, meinen die Experten. Sie halten daher randomisierte kontrollierte Untersuchungen dazu für dringend notwendig.
Quelle: Thompson W et al. JAMA Netw Open 2021; 4: e2136802; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2021.36802
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