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AGO Mamma wertet Olaparib, anthrazyklinfreie Regime und Neratinib auf

Die AGO Mamma hat die Chemotherapieindikation für das frühe TNBC und den frühen HER2+ Brustkrebs ausgeweitet. Ab einer Tumorgröße ≥ 5 mm empfehlen die Expert:innen hier den Einsatz einer Chemotherapie. Im Einzelfall kann bei sehr kleinem Primärtumor von ≤ 5 mm eine Chemotherapie Sinn ergeben (2b B +/-).
Die Bedeutung der Gesamtlebenserwartung ist eine wichtige Ergänzung, erläuterte PD Dr. Oleg Gluz, Ev. Krankenhaus Bethesda Mönchengladbach. Sie sollte vor jeder Therapieentscheidung abgeschätzt werden. Unterschiedliche Tools stehen online zur Verfügung und sind auf den Hintergrunddias der AGO-Empfehlungen einsehbar, betonte der Referent.
Rezidivrisiko nun in zwei Gruppen unterteilt
Die AGO Mamma unterteilt Patient:innen mit HR+/HER2- Brustkrebs und erhöhtem Rückfallrisiko neuerdings in zwei Gruppen – jene mit Chemotherapieindikation und jene, für die trotz erhöhtem Risiko diese nicht dringend besteht und die mit einer endokrinbasierten Behandlung, z.B. zulassungskonform zusätzlich mit Abemaciclib, gut beraten sind (++). Besteht eine Indikation für eine Chemotherapie, ist die dosisdichte Gabe Standard (++), sagte Dr. Gluz. Das gelte insbesondere für Erkrankte mit triple-negativem oder HER2+ Mammakarzinom.
Neratinib für die Adjuvanz
Eine laut Dr. Gluz wichtige Änderung beim HR+/HER2+ Mammakarzinom ist die Empfehlung, Patient:innen nach einjähriger adjuvanter Trastuzumabgabe im Fall eines erhöhten Rückfallrisikos (Stadium II/III) für ein weiteres Jahr mit Neratinib zu behandeln (1b B +). Nach einjähriger Trastuzumab/Pertuzumab-Therapie und nach T-DM1 kann die adjuvante Weiterbehandlung mit Neratinib eine Option sein (5 D +/-), die eine Nutzen-Risiko-Abwägung erfordert.
Ebenfalls neu: Die Doppelplusbewertung für den adjuvanten Einsatz von Olaparib bei Personen mit Keimbahn-BRCA1/2-mutiertem HER2- Brustkrebs und hohem Rückfallrisiko nach (neo)adjuvanter Chemotherapie. Die Empfehlung ist unabhängig vom Hormonrezeptorstatus und basiert auf den aktuellen Vier-Jahres-Daten der OlympiA-Studie, die einen Gesamtüberlebensvorteil ergeben hatte. Die Risikosituation definiert sich nach den Einschlusskriterien der Studie.
Docetaxel/Cyclophosphamid gleichwertig zu Anthrazyklin
Die AGO Mamma wertete die adjuvante anthrazyklinfreie Chemotherapie für Personen mit HER2-Mammakarzinom auf: Verzichtet man auf den Einsatz von Anthrazyklinen, stellen sechs Zyklen Docetaxel/Cyclophosphamid eine gleichwertige Option zu einem konventionell dosierten anthrazyklinbasierten Standardregime dar (1b B ++). Eine Änderung gab es auch für taxanfreie Regime: Muss wegen Nebenwirkungen auf ein Taxan verzichtet werden, empfiehlt die AGO Mamma 4–6 Zyklen einer drei- oder zweiwöchentlichen Gabe von Epirubicin/Cyclophosphamid (EC; 2b B +) und nicht mehr die Dreierkombination 5-Fluorouracil plus EC.
Beim HER2+ Brustkrebs mit pathologisch bestätigtem Lymphknotenbefall definierten die Expert:innen die doppelte Antikörperblockade mit Trastuzumab/Pertuzumab als Standard und vergaben eine Doppelplusbewertung. Für Patient:innen ohne Lymphknotenbefall kann sie im Einzelfall eine Option sein (1b B +/-).
Als Kombinationspartner erhielt mit Docetaxel/Carboplatin erstmals auch ein anthrazyklinfreies Regime ein Doppelplus (1b B ++). Zudem empfiehlt die AGO Mamma Trastuzumab/Pertuzumab simultan zur Radiotherapie (1a A ++).
Quellen:
Gluz O. AGO Mammakarzinom State of the Art Meeting 2023
AGO Mammakarzinom State of the Art Meeting 2023
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