Aktuelle Studiendaten zu T-DXd für die Therapieoptimierung hilfreich

ESMO Breast Cancer 2023 Friederike Klein

Unter Trastuzumab-Deruxtecan kommt es bei der Behandlung von Erkrankten mit Mammakarzinom zu keinen neuen Sicherheitssignalen. Unter Trastuzumab-Deruxtecan kommt es bei der Behandlung von Erkrankten mit Mammakarzinom zu keinen neuen Sicherheitssignalen. © NewmanStudio – stock.adobe.com

Eine Analyse der DESTINY-Breast04-Studie ergab keine neuen Sicherheitssignale für die HER2-gerichtete Behandlung mit Trastuzumab-Deruxtecan bei Erkrankten mit fortgeschrittenem Mammakarzinom. Die Toxizität des Antikörper-Wirkstoff-Konjugats erfordert aber ein konsequentes Therapiemanagement.

Neue Daten der DESTINY-Breast04-Studie deuten darauf hin, dass es unter Trastuzumab-Deruxtecan zu keinen neuen Sicherheitssignalen kommt, berichtete Prof. Dr. ­Hope S. ­Rugo vom Helen Diller Family Comprehensive Cancer Center, San Francisco.1 In der Studie hatten sich durch T-DXd PFS und OS von Patient:innen mit nicht-resektablem und/oder metastasiertem HER2low Mammakarzinom im Vergleich zu einer Chemotherapie nach Wahl des Prüfarztes/der Prüfärztin signifikant verlängert. 

Die aktuellen Sicherheitsergebnisse umfassten einen Expositionszeitraum von 8,2 Monaten für ­T-DXd und von 3,5 Monaten für die Kontrollbehandlung. Prof. ­Rugo präsentierte die für die Exposition adjustierten Inzidenzraten der aufgetretenen unerwünschten Ereignisse (TEAE), die mit 1,3 vs. 2,66 für ­T-DXd niedriger ausfielen als für die Kontrolle (Grad ≥ 3: 0,69 vs. 1,82). Das galt auch für schwere TEAE (0,36 vs. 0,68) und solche, die mit einem Abbruch der Medikation assoziiert waren (0,21 vs. 0,22). 

Diskutant Prof. Dr. ­Gustavo ­Werutsky vom Hospital Moinhos de Vento in Porto Alegre wies allerdings auf die kumulierten absoluten Inzidenzraten hin, die höher waren als die expositionsadjustierten.2 So kam es mit 27,8 % vs. 25,0 % zu schweren TEAE in der T-DXd- und Kontrollgruppe kumuliert etwa gleich häufig. TEAE, die mit einem Therapieabbruch assoziiert waren, erlitten 16,2 % vs. 8,1 % der Patient:innen. 

Nausea und Emesis traten meist bereits innerhalb des ersten Zyklus auf und hielten median bis zu zehn Tage an. In der Studie war eine Antiemeseprophylaxe nicht obligatorisch gewesen und nur die Hälfte der Teilnehmenden unter T-DXd hatte eine solche Medikation erhalten. Wie Prof. ­Werutsky berichtete, wird die Therapie mit T-DXd inzwischen als hochemetogen eingestuft und es sollte vom ersten Zyklus an eine entsprechende kombinierte Antiemese erfolgen. 

Hämatologische Nebenwirkungen wie Anämie und Neutropenie begannen ebenfalls bereits häufig im ersten Zyklus und hielten median bis zu 34 Tage an. Neutropenien traten mit 12,9 % vs. 18,0 % unter T-DXd aber seltener auf als unter einer Chemotherapie. Das galt auch für febrile Neutropenien (0,3 % vs. 2,9 %). G-CSF musste innerhalb von 28 Tagen nach Beginn einer Neutropenie im Prüfarm seltener eingesetzt werden als in der Kontrolle (6,7 % vs. 19,8 %). Insgesamt waren Neutropenien unter T-DXd-Therapie mit Routinemaßnahmen, Dosisreduktionen und supportiver Medikation beherrschbar, betonte Prof. ­Hugo. 

Mildes Ausmaß an ILD Nebenwirkungen

Besonderes Augenmerk liegt bei der Behandlung mit dem Antikörper-Wirkstoff-Konjugat auf interstitiellen Lungenerkrankungen (ILD), die 12,1 % der Patient:innen erlitten (Kontrolle: 0,6 %), und zwar erstmals im Median nach sechs Zyklen. Drei Personen im Prüfarm (0,8 %) starben daran. Häufig fiel die Nebenwirkung aber mild aus (Grad 1: 3,5 %, Grad 2: 6,5 %, Grad 3: 1,3 %). 31 der 45 Betroffenen erholten sich wieder von der ILD, wenn auch teilweise mit gesundheitlichen Folgen. Im Median traten die Nebenwirkung nach 120 Tagen auf und dauerte 47 Tage an. Sechs Teilnehmende mit einer ILD Grad 1 unter T-DXd wurden nach kompletter Erholung mit dem ADC reexponiert. Eine Patientin entwickelte daraufhin erneut eine ILD. Sie und zwei weitere Frauen mit Progress brachen die Behandlung ab. Drei Erkrankte waren zum Zeitpunkt der Analyse noch unter der Therapie mit T-DXd, sagte Prof. ­Hugo.

Kommt nach HER2low auch ERlow?

Die DESTINY-Breast04-Studie hat der dichotomen Aufteilung von HER2+- und HER2--Tumoren zumindest beim Brustkrebs ein Ende bereitet: Patient:innen profitierten von T-DXd auch im Falle einer niedrigen HER2-Expression (­HER2low). Wie Prof. Dr. ­David A. ­Cameron von der Universität Edinborough berichtete, prüften Forschende in einer explorativen Analyse, ob eine entsprechende Kategorisierung auch für die Expression des Östrogenrezeptors (ER) sinnvoll sein könnte. An der Studie hatten neben hormonrezeptornegativen auch hormonrezeptorpositive Personen mit nicht-resektablem oder metastasiertem HER2low Mammakarzinom teilnehmen können, wenn sie nicht mehr auf eine endokrine Therapie ansprachen. Insgesamt 52 Erkrankte wiesen eine niedrige ER-Expression auf (1–10 % in der Immunhistochemie). Dieser ERlow-Status war gegenüber einem negativen ER-Status (IHC 0 %) mit einer noch deutlicheren Verbesserung von PFS (HR 0,24 vs. 0,46) und OS (HR 0,35 vs. 0,48) unter T-DXd gegenüber einer Chemotherapie assoziiert. Die Unterschiede änderten aber nichts daran, dass das ADC in allen ER-Subgruppen im Vergleich zur Kontrolle deutlich die Prognose verlängerte. 
Cameron DA et al. ESMO Breast Cancer Congress 2023; Abstract 192MO

Das Toxizitätsprofil unterschied sich in der Gruppe der über 65-Jährigen nicht von jüngeren Personen; Unter T-DXd gab es aber mehr TEAE ≥ Grad 3 (mind. 65 Jahre: 47,6 % vs. < 65 Jahre: 39,8 %) und es kam mit 24,4 % vs. 13,8 % häufiger zu Therapieabbrüchen wegen TEAE. Darüber hinaus war das ILD-Risiko bei den über 65-Jährigen höher als in der Gruppe der jüngeren Patient:innen (17,1 % vs. 10,0 %). Zuvor hatte eine gepoolte Analyse früher DESTINY-Studien, die Erkrankte mit verschiedenen soliden Tumoren und HER2-Überexpression umfasste, ergeben, dass unter 65-Jährige ein höheres ILD-Risiko haben. 

Die Daten demonstrieren laut Prof. ­Werutsky einmal mehr, wie wichtig systematische Sicherheitsauswertungen aus Phase-3-Studien sind, um Risiken besser einordnen zu können. Prof. ­Hugo verwies auf die aktualisierten Empfehlungen zum ILD-Management bei Einsatz von T-DXd gemäß der Fachinformation.

Quellen:
1.    Rugo HS et al. ESMO Breast Cancer Congress 2023; Abstract 185O
2.    Werutsky G. ESMO Breast Cancer Congress 2023; Discussion 185O and 186O

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Unter Trastuzumab-Deruxtecan kommt es bei der Behandlung von Erkrankten mit Mammakarzinom zu keinen neuen Sicherheitssignalen. Unter Trastuzumab-Deruxtecan kommt es bei der Behandlung von Erkrankten mit Mammakarzinom zu keinen neuen Sicherheitssignalen. © NewmanStudio – stock.adobe.com