Aloe Ära: Pflanzen-Gel lindert Psoriasis, Diabetes und Genitalherpes

Dr. Alexandra Bischoff

Die Polysaccharide im Innern der Blätter sorgen für die gelartige Konsistenz. Die Polysaccharide im Innern der Blätter sorgen für die gelartige Konsistenz. © fotolia/afishman64

Bereits die Ägypter waren von der abführenden Wirkung des Aloe-Safts überzeugt. Mittlerweile ist er eine anerkannte Arzneidroge. Das Gel hingegen gilt noch immer als Lebensmittel. Zu Unrecht?

Die Aloe-Pflanze gilt als eine der ältesten Heilpflanzen überhaupt. Von den 500 Arten werden vor allem Aloe ferox und Aloe vera auf Plantagen weltweit kultiviert. Nach fünf bis sieben Jahren hat die Pflanze ihr volles Wirkstoffspektrum erreicht: aus der Faserschicht der Blattrinde lässt sich nun der gelbe Saft (auch Latex genannt) und aus dem Blattinneren das zähflüssige Mark (Gel) gewinnen.

Saft nur einnehmen, wenn die Hausmittel versagen

Der Saft gilt aufgrund seiner Anthrachinone als wissenschaftlich anerkanntes natürliches Laxans, das u.a. vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) als Arzneimitteldroge gelistet ist. Erhältlich als standardisiertes Trockenextrakt in Dragee- oder Pulverform sollte es allerdings nur gelegentlich und nicht länger als 14 Tage von Erwachsenen und Kindern ab zwölf Jahren zum Einsatz kommen.

Die europäische Arzneimittelargentur EMA empfiehlt, nur dann auf Latex-Präparate zurückzugreifen, wenn diätische Maßnahmen oder Quellstoffe keine gewünschte Wirkung erzielen. Ein Dauerkonsum kann zu Kaliumdefiziten bis hin zu Herzfunktionsstörungen, Muskelschwäche und nicht-infektiöser Hepatitis führen. Es bestehen eine Reihe von Kontraindikationen, z.B. Menstruation, Schwangerschaft, Ileus, entzündliche Darmerkrankungen und Appendizitis.

Über die Wirkung und Einsatzgebiete des Gels herrschte bisher kein Konsens. Das klare, viskose Mark besteht zu 98,5 % aus Wasser. Daneben beinhaltet es u.a. Aminosäuren, Lipide, Enzyme, Mineralien und Vit­amine. Akuell gelten alle erhältlichen Gele als Lebensmittel und dürfen somit nicht mit medizinischen Indikationen beworben werden.

Dennoch schwört die Volksmedizin auf die Heilwirkung. Äußerlich aufgetragen soll es bei jeglichen Hautproblemen bis hin zu Brandwunden und Mykosen helfen. Aber wie sieht es mit der wissenschaftlichen Evidenz aus?

Knut­ Ochmann­ von der Hochschule für Sport und Gesundheit in Berlin und Professor Dr. André-­Michael­ Beer­, Direktor der Klinik für Naturheilkunde, Klinik Blankenstein in Hattingen sind dieser Frage in Form einer Literaturrecherche nachgegangen. Diese beinhaltete klinische Studien, Reviews und Metaanalysen aus den Jahren 1990–2017.

Die Autoren fanden zu folgenden Krankheitsbildern Studien, deren wissenschaftliche Aussagefähigkeit dem Anspruch evidenzbasierter Medizin gerecht wird und bei denen eine Wirksamkeit bestätigt werden konnte:

Topische Anwendung

  • Psoriasis
  • Herpes genitalis
  • Wundheilung nach Hämorrhoidektomie
  • Verbrennungen
  • Seborrhoische Dermatitis

Orale Anwendung

  • Reizdarm (als Extrakt)
  • Colitis ulcerosa (als Trinkgel)
  • Diabetes mellitus (als Saft)

Die Nützlichkeit des Gels als Palliativtherapeutikum bei onkologischen Geschehen, Strahlendermatitis, oralen Mukosaläsionen, Dekubitusgeschwüren, akuten und chronischen Wunden ließ sich jedoch nicht eindeutig wissenschaftlich belegen.

Bei langfristiger Einnahme drohen Leberschäden

Nur ganz selten vertrugen Patienten die topische Applikation nicht gut und reagierten mit mildem Juckreiz, Brennen und Kontaktdermatitis bis hin zu leichten Schmerzen. In Fallberichten traten unter der langfristigen Extrakteinnahme Leberschäden auf. Die Autoren fordern, das therapeutische Potenzial in weiteren Studien zu erforschen.

Quelle: Ochmann K, Beer AM. Z Phytother 2017; 38: 158-164

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Die Polysaccharide im Innern der Blätter sorgen für die gelartige Konsistenz. Die Polysaccharide im Innern der Blätter sorgen für die gelartige Konsistenz. © fotolia/afishman64