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Analyse der nicht-rezidivbedingten Mortalität nach CAR-T-Zell-Therapie

CAR-T-Zellen gehen mit einem einzigartigen Nebenwirkungsspektrum einher. Wie dieses allerdings die Mortalität beeinflusst, wurde bisher kaum untersucht. Basis einer neuen Auswertung zur nicht-rezidivbedingten Mortalität (NRM) bildeten die Daten von 34 Studien, in denen Patient:innen mit indolenten Lymphomen (IL), großzelligen B-Zell-Lymphomen (LBCL), multiplem Myelom (MM) oder Mantelzell-Lymphom (MCL) mit zugelassenen CAR-T-Zell-Produkten behandelt worden waren. Darunter befanden sich 16 klinische Studien mit 2.005 Personen und 18 Real-World-Studien (RWS) mit 5.241 Erkrankten, berichtete Dr. David M. Cordas dos Santos, LMU München, derzeit als Wissenschaftler am Dana-Farber Cancer Institute in Boston tätig.
Wie er erläuterte, gab es Hinweise für unterschiedlich hohe NRM-Raten bei den CAR-T-Zell-Produkten für die jeweilige Entität. Im Falle von LBCL und IL betrug sie mit Axi-Cel 9,1 %, mit Lisocabtagen-Maraleucel (Liso-Cel) und Tisagenlecleucel (Tisa-Cel) jeweils 4,0 %. Beim MM belief sich die NRM-Rate mit Ciltacabtagen-Autoleucel (Cilta-Cel) auf 14,1 % und mit Idecabtagen-Vicleucel (Ide-Cel) auf 7,9 %. Wurden CAR-T-Zell-Produkte mit der kostimulatorischen Domäne CD28z eingesetzt, erreichte die NRM 9,1 %, mit der kostimulatorischen Domäne 4-1BB 6,5 %.
Infektionen sind nicht zu unterschätzen
Infektionen verursachten rund die Hälfte der NRM nach CAR-T-Zell-Therapie (48,7 %), betonte Dr. Cordas dos Santos. Dabei war COVID-19 in mehr als der Hälfte die Ursache der infektionsbedingten Todesfälle – wahrscheinlich eine Folge der besonderen Aufmerksamkeit für diese Infektion, meinte der Referent. In zwei Dritteln der zum Tode führenden Infektionen wurde allerdings gar kein Erreger dokumentiert.
43 Patient:innen starben aufgrund kardiovaskulärer oder respiratorischer Ereignisse, am häufigsten wegen Schlaganfall, Lungenversagen und Herzstillstand. CAR-T-Zell-spezifische Toxizitäten waren zusammen für 12,7 % der NRM verantwortlich, darunter 4,7 % CRS und 5,8 % Neurotoxizität. Sekundäre Malignome stellten bei 35 Personen die Todesursache dar, am häufigsten MDS und AML. Ein T-Zell-Malignom wurde nicht berichtet.
Axi-Cel am häufigsten eingesetzt
Die mediane Beobachtungsdauer reichte von 3,0 Monaten bis 63,1 Monate. Die häufigste Entität war LBCL (n = 5.546), das am häufigsten eingesetzte CAR-T-Zell-Produkt Axicabtagen-Ciloleucel (Axi-Cel, n = 3.948). Nach median 13,2 Monaten betrug die NRM-Rate geschätzt 7,6 % und fiel für MM (9,6 %) und MCL (9,4 %) höher aus als in der Gruppe von Patient:innen mit LBCL (7,2 %) und IL (4,4 %).
Die RWS wiesen häufiger immunassozierte Ereignisse (v.a. CRS und Neurotoxizität) als NRM-Ursache auf als klinische Studien (19,3 % vs. 7,3 %), erläuterte Dr. Cordas dos Santos. Dagegen traten kardiovaskuläre und respiratorische Todesursachen seltener auf (6,3 % vs. 18,7 %). Infektionen waren in RWS noch häufiger die Haupttodesursache nach CAR-T-Zell-Therapie als in klinischen Studien (63,3 % vs. 56,9 %).
Die berichteten Schätzwerte und Analysen der NRM nach CAR-T-Zell-Therapie versteht Dr. Cordas dos Santos als erste Benchmark. Einschränkend nannte er, dass nicht in allen Studien die NRM berichtet worden war. Deshalb regte er an, zukünftig in allen klinischen Untersuchungen und RWS die NRM und ihre Ursachen zu erfassen.
Quelle:
Cordas dos Santos D et al. 65th ASH Annual Meeting; Abstract 1064
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