Antidepressivum für den Penis

Dr. Dorothea Ranft

In Deutschland ist bisher nur Dapoxetin zur Bedarfstherapie der Ejaculatio praecox zugelassen. In Deutschland ist bisher nur Dapoxetin zur Bedarfstherapie der Ejaculatio praecox zugelassen. © iStock/Ridofranz

Jeder dritte Mann leidet an einem vorzeitigen Samenerguss, der das Sexualleben empfindlich stört. Zur Therapie werden häufig selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer eingesetzt. Auch frei verkäufliche Mittel können helfen.

Zur Therapie der Ejaculatio praecox werden häufig selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) eingesetzt. Dahinter steht die Vorstellung, dass eine Erhöhung des Serotoninspiegels im synaptischen Spalt den Ejakulationsreflex verzögert. In einem Review wurde das Ausmaß der Effektstärke untersucht, berichten Wilhelm Schreen und Privatdozent Dr. Friedemann Zengerling von der Universitätsklinik Ulm.

30-mg-Dosierung reicht offenbar aus

Berücksichtigt wurden 31 placebokontrollierte Arbeiten mit zusammen mehr als 8.200 Teilnehmern. In sieben Analysen hatte man eine Bedarfsmedikation mit Dapoxetin geprüft, in den übrigen eine tägliche Therapie mit lang wirksamen Vertretern dieser Substanzgruppe. Im Vergleich zur Scheintherapie erreichten die mit SSRI behandelten Patienten fast doppelt so häufig eine subjektive Symptomlinderung. In ähnlichem Ausmaß verbesserte sich die sexuelle Zufriedenheit. Demgegenüber stand eine höhere Nebenwirkungsrate.

In Deutschland ist bisher nur Dapoxetin zur Bedarfstherapie der Ejaculatio praecox zugelassen. Der kurz wirksame SSRI (30 oder 60 mg) soll ein bis drei Stunden vor dem geplanten Geschlechtsverkehr eingenommen werden. Die höher dosierte Gabe führte bei den untersuchten Studien nicht zu einer verbesserten Wirksamkeit. Die nebenwirkungsbedingte Abbruchrate aber lag bei der 60-mg-Dosierung 6,5-fach höher als unter Placebo, mit 30 mg war sie 2,5-fach gesteigert. Außerdem fiel auf, dass etwa 60 % der mit Dapoxetin behandelten Patienten keine Verbesserung ihrer Symptomatik erreichten. Gleichzeitig ist mit Nebenwirkungen wie Übelkeit, Kopfschmerz, Schwindel und Diarrhö zu rechnen.

Als Therapiealternative kommen vor allem Lokalanästhetika in Betracht, die rezeptfrei als Spray oder Salbe erhältlich sind. Sie werden etwa 10–15 Minuten vor der sexuellen Aktivität auf die Glans penis aufgetragen und müssen gründlich abgewaschen werden, um eine Übertragung auf die Partnerin zu verhindern. Eine Alternative sind entsprechend vorbehandelte Kondome.

In einer Cross-over-Studie verlängerte 10%-Lidocain-Spray die Latenzzeit bis zur intravaginalen Ejakulation von 22 Sekunden auf ca. drei Minuten. Dapoxetin (60 mg) erreichte nur eine Erhöhung auf etwa eine Minute. An Nebenwirkungen wurde unter dem Lokalanästhetikum eine schwächere, aber für den Verkehr ausreichende Erektion beobachtet (34 von 55 Patienten), außerdem Hautreaktionen an der Glans (4 Patienten).

Weitere Methoden: Start-Stopp und Squeeze

Auf Basis der hohen Qualität der ausgewerteten Studien konnte für SSRI wie Dapoxetin „on demand“ ein günstiger Einfluss auf die Ejaculatio praecox gezeigt werden, resümieren die Autoren. Allerdings sollte primär nur die 30-mg-Dosierung angewendet werden. Als Alternative eignen sich rezeptfreie Lokalanästhetika. Bei mangelndem Ansprechen kommt eine Kombination beider Wirkprinzipien oder die Hinzunahme verhaltenstherapeutischer Ansätze zur Verzögerung der Ejakulation (Start-Stopp-Methode, Squeeze-Technik) in Betracht.

Quelle: Schreen W, Zengerling F. Urologe 2021; 60: 1586-1590; DOI: 10.1007/s00120-021-01714-2

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In Deutschland ist bisher nur Dapoxetin zur Bedarfstherapie der Ejaculatio praecox zugelassen. In Deutschland ist bisher nur Dapoxetin zur Bedarfstherapie der Ejaculatio praecox zugelassen. © iStock/Ridofranz