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Asthma und schwanger: Therapieabbruch ist wesentlich gefährlicher als mögliche Nebenwirkungen

Schwangere Asthmatikerinnen tragen ein erhöhtes Risiko für Präeklampsie, eine Plazentaablösung oder eine Placenta praevia. Auch die Föten können unter einem unkontrollierten Asthma der Mutter schwere Komplikationen wie eine intrauterine Wachstumshemmung oder eine Hypoxie nach der Geburt erleiden.
Hinweise zur Behandlung der betroffenen Graviden bietet die im letzten Herbst publizierte deutsche Leitlinie. Erster Punkt: Verdeutlichen Sie bereits zu Beginn der Schwangerschaft, wie wichtig die adäquate Krankheitskontrolle ist und welche negativen Konsequenzen für Mutter und Kind aus einem Behandlungsabbruch folgen können.
Pharmakotherapie
Ihre Patientinnen sollten die Langzeit- und Bedarfsmedikation wie gewohnt fortsetzen. Die Konsequenzen eines unkontrollierten Asthmas überragen bei Weitem die möglicher Medikamentennebenwirkungen. Inhalative Glukokortikosteroide, Beta-2-Sympathomimetika, Montelukast oder Theophyllin konnten bisher nicht mit fetalen Komplikationen in Verbindung gebracht werden. Das Gegenteil scheint der Fall: Budesonid beugt Exazerbationen vor, ein Absetzen kann die Symptome hingegen verschlechtern. Die Experten raten deshalb strikt von einer reflexartigen Reduktion ab.
Zum Einsatz monoklonaler Antikörper liegen nur unzureichende Daten vor, deshalb sollte man gemäß der Leitlinie auf sie verzichten. Ausgenommen sind Patientinnen, für die diese Therapeutika absolut notwendig sind.
Kontrolluntersuchungen
Die betroffenen Frauen müssen engmaschig zum Check, um bei Verlaufsänderungen ggf. die Therapie anpassen zu können. Exazerbationen häufen sich vor allem gegen Ende des zweiten Trimenons. Dafür kommen hormonelle, mechanische und immunologische Ursachen infrage oder eben die Dosisreduktion der Medikamente (Steroide!). Die Schwangeren sind darüber hinaus anfälliger für virale Infekte. Diese Anfälligkeit und eine schlechte Krankheitskontrolle steigern die Gefahr von Schwangerschaftskomplikationen.
Bei schwerem Asthma empfehlen die Autoren außerdem, das Ungeborene kontinuierlich zu überwachen. Pneumologen und Gynäkologen sollten sich dabei abstimmen.
Spezifische Immuntherapie und Impfungen
Vertragen Patientinnen eine bereits bestehende Immuntherapie, können Sie sie fortsetzen. Nach Möglichkeit sollte man Frauen mit Kinderwunsch vor Beginn der Schwangerschaft gegen Influenza und Pneumokokken impfen.
Behandlung von Atemwegsinfekten und Asthmaanfällen
Bei bakteriellen Infekten rät die Leitlinie zu Penicillinen und Cephalosporinen. Erythromycin steht im Verdacht, gastrointestinale Nebenwirkungen zu verursachen. Von Aminoglykosiden raten die Experten ebenso ab wie von Tetrazyklinen und Chinolonen. Ein schwerer Asthmaanfall macht eine stationäre Behandlung unumgänglich. Um eine Hypoxie des Fötus zu vermeiden, sollte man frühzeitig Beta-2-Sympathomimetika, systemische Glukokortikosteroide und Sauerstoff verabreichen. Anvisiertes Ziel: O2-Sättigung > 95 % und PaCO2 < 35 mmHg.
Stillzeit
Auch Stillende können ihre bisherige Medikation beibehalten. Vom Prednisolon gehen 5–25 % in die Muttermilch über. Das Kind erhält damit klinisch ungefährliche Steroidmengen.
Quelle: „S2k-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Patienten mit Asthma“, www.awmf.org; Register Nr.: 020-009
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