Auch pädiatrische MS zeigt Fortschritte bei Krankheitsverläufen

Dr. Judith Lorenz

Bei einer MS-Diagnose im Kindesalter, erreichen Patienten mittlerweile seltener einen EDSS von 4 und 6. Bei einer MS-Diagnose im Kindesalter, erreichen Patienten mittlerweile seltener einen EDSS von 4 und 6. © WindyNight – stock.adobe.com

Vom diagnostischen und therapeutischen Fortschritt profitieren auch solche MS-Patienten, die bereits im Kindes- oder Jugendalter erkranken. Im Vergleich zu früheren Zeiten müssen sie heute mit weniger Behinderungen rechnen.

Die Prognose von Erwachsenen mit Multipler Sklerose hat sich in den vergangenen Jahrzehnten dank effektiver Diagnose- und Behandlungsstrategien sowie immer wirksamerer Medikamente deutlich verbessert. Obwohl viele der neuen Substanzen im Kindes- und Jugendalter nicht zugelassen sind, beobachten italienische Forscher um Dr. Damiano Baroncini vom Multiple-Sklerose-Zentrum im italienischen Gallarate auch bei pädiatrischen MS-Patienten deutlich günstigere Krankheitsverläufe als früher.

Seltener moderate und schwere Behinderungen

Das Risiko, einen EDSS von 4 bzw. 6 zu erreichen, ist seit Anfang der 1990er Jahre um 50–70 % gesunken, berichten die Kollegen. Sie hatten auf Basis des italienischen MS-Registers die Daten von 3198 Patienten ausgewertet, die im Alter von 2–17 Jahren an einer MS erkrankt und im Schnitt über 22 Jahre nachbeobachtet worden waren. Vier Zeiträume, in denen man die Diagnose gestellt hatte, wurden von ihnen analysiert: vor 1993, 1993 bis 1999, 2000 bis 2006 und 2007 bis 2013.

Obwohl sich die demografischen Charakteristika der betroffenen Kinder und Jugendlichen – u.a. Geschlechterverhältnis und Durchschnittsalter bei Erkrankungsbeginn – sowie ihre klinische Krankheitsaktivität über den gesamten Studienzeitraum hinweg kaum verändert hatten, ließ sich im Verlauf der Jahrzehnte – im Vergleich zum Referenzzeitraum vor 1993 – eine signifikante Abnahme des Risikos für eine moderate oder schwere Behinderung beobachten.

Therapiestart erfolgt deutlich früher

Dies führen die Studienautoren u.a. darauf zurück, dass die Dia­gnose „pädiatrische MS“ immer früher gestellt wurde und dass der Anteil der bereits im Kindes- und Jugendalter mit krankheitsmodifizierenden, insbesondere hochwirksamen Pharmaka, Behandelten von 6 % auf 39 % zugenommen hatte. Die Medikamente wurden zudem schneller nach der Symptommanifestation sowie über längere Zeiträume verabreicht. Welchen Verlauf die pädia­trische MS nimmt, hängt also im Wesentlichen vom Dia­gnose- und Behandlungsmanagement ab, lautet die Interpretation der Kollegen.

Quelle: Baroncini D et al. JAMA Neurol 2021; DOI: 10.1001/jamaneurol.2021.1008

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