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Autoimmunbedingten Mangel an Vitamin B12 rechtzeitig erkennen

Allgemeine Erschöpfung, Konzentrationsstörungen, Gedächtnisprobleme – solche Patienten hauen Sie vermutlich nicht vom Hocker, denn die Beschwerden sind nicht selten, insbesondere bei Älteren. Gleiches gilt bei Müdigkeit, Haarausfall und Verdauungsstörungen. Da ist es auch nicht sonderlich hilfreich, dass die perniziöse Anämie besonders häufig bei Patienten ab 70 vorkommt, oft in Verbindung mit bereits bestehenden Autoimmunerkrankungen.
Anämiezeichen plus neurologische Beschwerden
Dennoch können diese Symptome das erste Anzeichen einer Vitamin-B12-Mangel-Anämie darstellen, erklären der Hämatologe Professor Dr. Muhajir Mohamed vom australischen Launceston General Hospital und seine Kollegen. Das Vitamin wird auf vielen Baustellen im Körper gebraucht, was die Verschiedenheit der Symptome erklärt (siehe Kasten).
Am Anfang war der Antikörper
- Parästhesien und schwer auslösbare Muskelreflexe bei der orientierenden neurologischen Untersuchung aufgrund einer peripheren Neuropathie (neurologisches Frühsymptom),
- Ataxien und Kraftminderung aufgrund einer subakuten kombinierten Rückenmarkbeteiligung (neurologisches Spätsymptom) sowie
- kognitive Störungen, Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen und/oder Depressionen als neuropsychiatrische Manifestationen.
Supplementierung muss ein Leben lang erfolgen
Steht die Diagnose, müssen Sie Ihre Kranken aber darauf vorbereiten, dass die B12-Supplementierung (siehe Tabelle) bei Autoimmun-Perniziosa ein Leben lang erfolgen muss. Außerdem wird niemand nach der ersten Spritze aufstehen und sich fit fühlen – bis die Symptome der Anämie verschwunden sind, vergehen etwa acht Wochen. Besserungen im Blutbild, das heißt vermehrt auftauchende Retikulozyten sind schon nach einer Woche nachweisbar.Therapie bei autoimmunbedingtem Vitamin-B12-Mangel | |
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keine neurologischen Symptome vorhanden | Hydroxocobalamin 1000 μg i. m. in den ersten zwei Wochen dreimal wöchentlich, in der Erhaltungstherapie alle drei Monate |
neurologische Symptome vorhanden | Hydroxocobalamin i.m. jeden zweiten Tag bis zur klinischen Besserung, in der Erhaltungstherapie alle zwei Monate |
Eine hoch dosierte tägliche orale Cobalamin-Supplementierung (1000–2000 μg/d) in der Langzeittherapie ist nur bei verlässlichen Patienten möglich (lebenslange Therapie). | |
Bei gesicherter Diagnose sollte der Patient zum Gastroenterologen, um die atrophische Gastritis zu sichern und eventuelle Malignome des Magens auszuschließen, die bei der perniziösen Anämie gehäuft auftreten. |
Quelle: Mohamed M et al. BMJ 2020; 369: m1319; DOI: 10.1136/bmj.m1319
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