Bei Diabetes mellitus ist im Umgang mit NSAR Zurückhaltung angesagt

Dr. Susanne Meinrenken

Die leichtfertige Einnahme von Schmerzmitteln birgt insbesondere bei Menschen mit Diabetes mellitus große Risiken für Herz, Gefäße und Nieren. Die leichtfertige Einnahme von Schmerzmitteln birgt insbesondere bei Menschen mit Diabetes mellitus große Risiken für Herz, Gefäße und Nieren. © interstid – stock.adobe.com

Schmerzmittel wie Ibuprofen, Diclofenac oder Cox-2-Hemmer werden auch Menschen mit Diabetes mellitus recht oft verordnet. Doch die leichtfertige Einnahme birgt insbesondere bei dieser Patientengruppe große Risiken für Herz, Gefäße und Nieren.

Während Menschen mit Diabetes mellitus im Alter von 50−59 Jahren zu 6 % eine Nephropathie aufweisen, steigt dieser Anteil bei den 70- bis 79-Jährigen auf 18 % an. Nach dem 90. Geburtstag hat fast jeder Dritte mit Diabetes eine Nierenfunktionsstörung. Es gilt also insbesondere für Zuckerkranke, die Risiken für die Niere so gering wie möglich zu halten.

In diesem Zusammenhang lenkt Dr. Peter Schweikert-Wehner von der Apotheke am Kreiskrankenhaus in Mechernich den Blick auf die nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR). Denn diese Substanzen steigern bei bestehendem Diabetes das Risiko chronischer Nierenerkrankungen. In Verbindung mit Diuretika oder Medikamenten, die das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS) beeinflussen, erhöhen NSAR erwiesenermaßen die Wahrscheinlichkeit für akute Nierenschäden.

In einer Metaanalyse wurde beispielsweise über eine gepoolte Odds Ratio (OR) von 1,73 für akute Nierenschäden bei NSAR-Einnahme in der allgemeinen Bevölkerung berichtet. Für ältere Menschen war das Risiko weiter erhöht (OR 2,51). Auch für Herzinfarkte ist ein grenzgradiges bis leicht erhöhtes Risiko durch verschiedene NSAR belegt. Spitzenreiter ist Rofecoxib (Anm. d. Red.: in Deutschland nicht mehr am Markt) mit einem relativen Risiko (RR) von 1,34. Ibuprofen und Diclofenac bringen es auf RR von 1,14 bzw. 1,38.

Valide Daten zur Gefahr von NSAR bei Diabetes

Speziell zum Einsatz der NSAR bei bestehendem Typ-2-Diabetes liegen Daten aus unterschiedlichen Untersuchungen vor. Für die Entwicklung einer chronischen Nierenkrankheit bei Menschen mit Diabetes unter NSAR über mindestens 90 Tage zeigte sich im Vergleich zu Nichtanwendern beispielsweise eine adjustierte Hazard Ratio von 1,37. Das Risiko für akute Nierenschäden erhöhte sich bei Vorliegen eines Diabetes besonders deutlich, wenn mit dem NSAR zugleich ein RAAS-Blocker (OR 4,17) oder ein Diuretikum (OR 3,31) genommen wurde.

Für das kardiale Risiko von Patientinnen und Patienten mit Typ-2-Diabetes unter kurzzeitiger Therapie mit Ibuprofen, Diclofenac, Naproxen oder Celecoxib liegen Ergebnisse einer dänischen Registerstudie vor. Demnach kam es vor allem unter Diclofenac und Ibuprofen häufiger zu einer erstmalig stationär behandlungsbedürftigen Herzinsuffizienz als ohne NSAR-Verordnung (OR 1,48 bzw. 1,40). Celecoxib und Naproxen blieben ohne Folgen. Zum Schlaganfallrisiko unter Paracetamol liegen widersprüchliche Daten vor.

Speziell bei Ibuprofen ist aus einem weiterem Grund Vorsicht geboten: Unter höherer Dosierung kann es zu Hypoglykämien kommen, wie WHO-Daten ergaben. In vielen Fällen wurde das NSAR für ursächlich gehalten. 10,5 % der Betroffenen starben an der Unterzuckerung.

Unter Ibuprofen drohen schwere Hypoglykämien

Bei Diabetes gilt es, die Kombi von NSAR mit RAAS-Blockern oder Diuretika zu vermeiden, so der Autor. Liegt schon ein chronischer Nierenschaden vor, sollte man besser ganz auf NSAR verzichten, bei Herzinsuffizienz auf Diclofenac und Ibuprofen. Und die Patientinnen und Patienten müssen um das erhöhte Hypoglykämierisiko unter Ibuprofen wissen.

Quelle: Schweikert-Wehner P. Diabetes, Stoffwechsel und Herz 2024; 33: 98-100

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Die leichtfertige Einnahme von Schmerzmitteln birgt insbesondere bei Menschen mit Diabetes mellitus große Risiken für Herz, Gefäße und Nieren. Die leichtfertige Einnahme von Schmerzmitteln birgt insbesondere bei Menschen mit Diabetes mellitus große Risiken für Herz, Gefäße und Nieren. © interstid – stock.adobe.com