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Cartoon Medizin und Markt
Bei Reizdarm und Reizmagen zunächst das Hauptsymptom angehen

Mit geschätzten elf Millionen Betroffenen in Deutschland gehört das Reizdarmsyndrom zu den Volkskrankheiten, sagte Professor Dr. Ahmed Madisch vom Klinikum Siloah in Hannover. Doch nur 1,1 Millionen der Erkrankten bekamen dem Arztreport der Barmer Krankenkasse zufolge im Jahr 2017 die Diagnose Reizdarmsyndrom. Durchschnittlich, so berichtete der Referent, dauerte es acht Jahre, bis die Krankheit erkannt war. In dieser Zeit hatten bis zu 17 % der Patienten eine nicht-indizierte CT- oder MRT-Bildgebung erhalten. Bei 38 % waren bei Beschwerdeschilderung Protonenpumpenhemmer verordnet worden, auch das häufig ohne Indikation.
Schon lange ist man davon abgekommen, ein Reizdarmsyndrom als ausschließlich psychisch bedingt und als eingebildetes Leiden zu betrachten. Heute sind etliche der zugrunde liegenden pathophysiologischen Ursachen bekannt, die der Routinediagnostik aber oft nicht zugänglich sind. Zuverlässige Biomarker fehlen, beschrieb Prof. Madisch, sodass die Diagnose anhand der Anamnese und symptomorientiert gestellt werden muss.
Von funktionellen Magen-Darm-Störungen (FMS) kann ausgegangen werden, wenn die gastrointestinalen Beschwerden länger als zwölf Wochen anhalten und sich in der Routinediagnostik nicht auf ein organisches Krankheitsbild zurückführen lassen. Zu den FMS gehören etwa eine funktionelle Ösophagopathie, ein Reizmagen- und Reizdarmsyndrom, funktionelle Obstipation und die Sphinkter-Oddi-Dysfunktion.
Für die Diagnosestellung des Reizdarmsyndroms sind Stuhlgangsveränderungen nicht mehr obligat. Um eine Koloskopie zum Ausschluss anderer Ursachen kommt man aber nicht herum, sagte der Gastroenterologe. Eine sonographische Untersuchung und das Basislabor gehören ebenfalls zur Abklärung.
Ist die Diagnose gestellt, richtet sich die symptomatische Behandlung der funktionellen Magen-Darm-Erkrankung an den stärksten Beschwerden aus. Da es bei den Krankheitszeichen viele Überlappungen gibt, hilft oft die Frage weiter, welches Symptom der Patient als erstes loswerden will, so die Erfahrung von Prof. Madisch. Grundsätzlich sollten alle Therapieversuche auf acht bis zwölf Wochen begrenzt sein, gefolgt von einem Auslassversuch.
Steht beim Reizmagen die funktionelle Dyspepsie im Vordergrund, können Protonenpumpeninhibitoren weiterhelfen. Bei Übelkeit und Völlegefühl als Hauptsymptome sind sie allerdings wirkungslos. Eine Helicobacter-pylori-Eradikation kann lohnend sein, und auch für bestimmte Pflanzenwirkstoffe liegt inzwischen ausreichende Evidenz vor.
Phytopharmaka haben beim Reizdarmsyndrom mit Schmerzen, Blähungen, Flatulenz oder Stuhlunregelmäßigkeit einen hohen Stellenwert. Bewährt haben sich unter anderem Pfefferminzöl und das Kombinationspräparat STW-5.
An Bedeutung gewinnen könnte künftig die traditionell eingesetzte Heilerde. Nachgewiesen ist ein hohes Säurebindungsvermögen und – infolge der großen spezifischen Oberfläche dieser Antazida – ein hohes Ab- und Adsorptionsvermögen im Darm. Kleinere Beobachtungsstudien belegen die Besserung der Reizdarmsymptomatik und der Dyspepsie bei funktioneller Magen-Darm-Erkrankung. Bei 137 Patienten mit nicht-erosiver Refluxösophagitis und Sodbrennen und weiteren Refluxsymptomen brachte ein entsprechendes Heilerdepräparat rasche Linderung, berichtete Prof. Madisch. Knapp 80 % der Behandelten beurteilten die Wirksamkeit als sehr gut oder gut.
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Quelle: Medical Tribune Fortbildung kompakt Allgemeinmedizin/Innere Medizin am 29.08.2020 in Berlin, unterstützt von Heilerde-Gesellschaft Luvos Just GmbH & Co. KG
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