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Cartoon Fortbildung
„Feste Schemata sind immer falsch“

Das Pankreas ist maßgeblich an der Verdauung beteiligt und produziert täglich ca. zwei Liter Sekret. Darin enthalten sind Lipasen für die Fettverdauung, Amylasen für den Abbau von Kohlenhydraten sowie Proteasen, um Proteine zerlegen zu können.
Ist die Produktion der Pankreasenzyme gestört, spricht man von einer exokrinen Pankreasinsuffizienz (EPI). „Deren Ursachen liegen häufig in einer chronischen Pankreatitis oder in einem Verlust des Pankreasparenchyms nach Pankreasoperationen infolge eines Pankreaskarzinoms“, berichtete Professor Dr. Ahmed Madisch, KRH Klinikum Siloah in Hannover. Zöliakie, Diabetes mellitus oder eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung können ebenfalls eine EPI auslösen.
Die eingeschränkte Verdauung macht sich vor allem durch Oberbauchschmerzen, Diarrhö, Steatorrhö, eine erhöhte Stuhlfrequenz sowie Meteorismus bemerkbar. Häufig sind diese Beschwerden mit Übelkeit, einer Gewichtsabnahme, Mangelernährung und dem Dumping-Syndrom verbunden. „Diese Begleitsymptome sind vor allem für die Abgrenzung zu anderen Erkrankungen wie dem Reizdarmsyndrom oder dem Reizmagen, Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder einer Dünndarmfehlbesiedlung wichtig“, hob der Experte hervor. Diese Erkrankungen gehen eher mit Völlegefühl, Bauchkrämpfen, Blähungen und Appetitlosigkeit einher.
Einnahme zu jeder Mahlzeit notwendig
Um eine EPI zweifelsfrei zu diagnostizieren, bedarf es im Alltag der Testung auf Pankreas-Elastase im Stuhl. Darüber hinaus ist eine Überweisung zum Gastroenterologen indiziert, der ggf. den 13C-Oktanoat-Atemtest zur Pankreasfunktionsbestimmung und weitere Untersuchungen durchführt.
Als Goldstandard für die Behandlung der exokrinen Pankreasinsuffizienz hat sich die Substitution von Pankreasenzymen etabliert. Die Leitlinien sehen eine Indikation bei einem Verlust von mehr als 10 % des Körpergewichts, einer Steatorrhö mit Stuhlfettausscheidung von mehr als 15 g/d sowie dyspeptischen Beschwerden mit starkem Meteorismus oder Diarrhö.
Die Enzympräparate enthalten alle Enzyme, die zur Verdauung von Fetten, Proteinen und Kohlenhydraten notwendig sind. „Berechnet wird der Enzymbedarf nach dem Fettgehalt der Nahrung“, erklärte Prof. Madisch. „Dabei sind feste Schemata immer falsch.“ Häufig wird auch unterdosiert. Als Anfangsdosierung werden 2000 Lipaseeinheiten pro Gramm Nahrungsfett empfohlen; bei unzureichender Wirkung kann man auf das Doppelte erhöhen. „Die Einnahme ist tatsächlich zu jeder Mahlzeit notwendig, also auch zu Zwischenmahlzeiten“, unterstrich der Experte.
Granulat nicht direkt ins Essen geben
Manchmal kann es sinnvoll sein, die Kapseln zu öffnen, z.B. nach einer Gastrektomie. Wenn die magensäureresistenten Mikropellets direkt eingenommen werden, sollte man nach dem Sandwichverfahren vorgehen: Nach zwei Bissen Essen wird ein kleiner Teil des Granulats eingenommen, dann wieder zwei Bissen gegessen usw. Auf keinen Fall sollte das Enzympräparat direkt ins Essen gegeben werden, da es aufgrund der hohen Temperatur zum Wirkverlust kommen kann.
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Quelle: Medical Tribune Fortbildung kompakt Allgemeinmedizin/Innere Medizin am 01.02.2020 in Hannover, unterstützt von Nordmark Arzneimittel GmbH & Co. KG
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