Beim Glaukom den Durchblick bewahren, wenn Druck senken nicht ausreicht

Dr. Barbara Kreutzkamp

Ist beim Glaukom der Sehnerv bereits geschädigt, können die dadurch resultierenden Gesichtsfeldausfälle nicht mehr behoben werden. Ist beim Glaukom der Sehnerv bereits geschädigt, können die dadurch resultierenden Gesichtsfeldausfälle nicht mehr behoben werden. © CC BY-SA 3.0/ Wikimedia/ChristianBier

Neben einem erhöhten Augendruck können auch eine vaskuläre Dysregulation und oxidativer Stress ein Glaukom hervorrufen. Dann ist eine umfassende Therapie gefragt, die Augendruck und oxidativen Stress reduziert und die Durchblutung optimiert.

Klinisch imponiert das Glaukom als schleichend progrediente, von einer Papillenexkavation begleitete Papillenatrophie. Dies führt zu Gesichtsfeldausfällen, schreiben Dr. Katarzyna Konieczka und Professor em. Dr. Josef Flammer von der Augenklinik des Universitätsspitals Basel.

Eine stabile Durchblutung ist das A und O

Im Mittelpunkt der Erkrankung steht die glaukomatöse Optikusneuropathie mit einem Verlust von retinalen und neuronalen Ganglienzellen sowie einem Gewebeumbau, der in die krankheitsspezifische Papillenexkavation mündet. Pathogenetisch beruht diese Exkavation vor allem auf einem zunehmenden Strukturverlust der Astrozyten. Dies führt zunächst zu einem eingeschränkten Sauerstofftransport von den Blut­gefäßen zu den Axonen des Sehnervs. Schließlich gehen die Astrozyten nach einer Phase der Aktivierung durch den hypoxiebedingten oxidativen Stress vollständig zugrunde, erklären die Autoren.

Optikus kann bei normalem Druck schon Schaden nehmen

Wichtigster Risikofaktor für die glaukomatöse Optikusneuropathie ist zumindest in den westlichen Ländern die okulare Hypertonie. Sie entsteht typischerweise bei älteren Patienten als primäres Offenwinkelglaukom aufgrund eines langsam degenerierenden Trabekelwerks und eines sich dadurch erhöhenden Abflusswiderstandes. Die Risikofaktoren sind dabei dieselben wie für Arteriosklerose.

Weitere Ursachen für einen Druckanstieg sind u.a. ein enger und teilweise verschlossener Kammerwinkel (Engwinkelglaukom) oder ein durch Blut oder entzündliches Material verstopftes Trabekelwerk bei noch offenem Kammerwinkel (sekundäres Glaukom).

Prinzipiell kann eine glaukomatöse Optikusneuropathie allerdings bei jedem Augendruck auftreten – mehr als 90 % der Glaukompatienten in Japan und Korea haben einen normalen Augendruck. Bei den sogenannten Normaldruckglaukomen spielen vermutlich neben einem zu tiefen Liquordruck eine vaskuläre Dysregulation und das Optikus-Kompartmentsyndrom entscheidende Rollen.

Eine gestörte okulare Durchblutung begünstigt die glaukomatöse Optikusneuropathie. Denn diese ist nicht einfach das Resultat einer Hypoxie – eine Karotisstenose ist z.B. kein eigenständiger Risikofaktor für den grünen Star. Vielmehr zieht ein dauerhafter oxidativer Stress aufgrund einer instabilen Sauerstoffversorgung den Augennerv in Mitleidenschaft. Solche Versorgungsschwankungen treten bei einer gestörten Autoregulation des Gefäßsystems, z.B. beim Flammer-Syndrom, auf.

Diagnostik des Glaukoms

Bei den Schweizer Kollegen hat sich folgende Vorgehensweise bewährt:
  • ausführliche Anamnese inkl. gezielter Fragen nach Symptomen des Flammer-Syndroms 
  • 24-h-Blutdruckmessung 
  • retinalen Venendruck messen (Perfusionsdruck abschätzen) 
  • dynamische Gefäßanalyse mit Flickerlicht (vaskuläre Dysregulation) 
  • MRT in Ausnahmefällen, u.a. wenn die Papillenmorphologie nicht dem Gesichtsfeldausfall entspricht oder die Sehschärfe in frühen Phasen abfällt 
  • Ultraschall bei Verdacht auf Optikus-Kompartmentsyndrom

Betroffene zeigen hierbei eine Prädisposition für eine veränderte Reaktion der Blutgefäße auf Stimuli wie Kälte oder emotionalen Stress. Die Menschen sind meist jünger, haben häufig kalte Hände oder Füße und einen niedrigen Blutdruck. Zusätzlich kommen okulare Gefäßverschlüsse, Tinnitus und Hörsturz vor.

Den meisten Patienten helfen Augentropfen

Die unterschiedlichen Pathomechanismen erfordern ein differenziertes therapeutisches Vorgehen. Laut den Augenärzten haben sich folgende Aspekte klinisch bewährt: Große Blutdruckabfälle meiden, Durchblutung verbessern und oxidativen Stress in den Mitochondrien reduzieren. Den meisten Glaukom-Patienten ist mit druckreduzierenden Augentropfen, ergänzt evtl. durch eine Laserbehandlung, gut geholfen. In fortgeschrittenen Stadien wird der Augendruck chirurgisch gesenkt. Tritt der Glaukomschaden schon bei niedrigem Druck auf und/oder schreitet er trotz bereits ausreichend abgesenktem Druck weiter voran, ist eine stabile Durchblutung essenziell, erklären die Autoren. Bislang gibt es allerdings hierzu keine Studien.

Konieczka K, Flammer J. Swiss Medical Forum 2017; 17: 105-112

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Ist beim Glaukom der Sehnerv bereits geschädigt, können die dadurch resultierenden Gesichtsfeldausfälle nicht mehr behoben werden. Ist beim Glaukom der Sehnerv bereits geschädigt, können die dadurch resultierenden Gesichtsfeldausfälle nicht mehr behoben werden. © CC BY-SA 3.0/ Wikimedia/ChristianBier