CF-Patienten mit Diabetes: doppelter Nutzen von Insulin

Dr. Angelika Bischoff

Vor allem hilft das Insulin auch dabei, eine krankheitsbedingte Gewichtsabnahme zu verhindern. Vor allem hilft das Insulin auch dabei, eine krankheitsbedingte Gewichtsabnahme zu verhindern. © fotolia/phat1978; fotolia/M.Rode-Foto

Patienten mit zystischer Fibrose erkranken relativ häufig an Dia­betes. Insulin setzt man in diesem Fall vor allem wegen seines anabolen Effekts ein, um die fettfreie Körpermasse zu erhalten. Die Hyperglykämie steht erst an zweiter Stelle.

Zähflüssige Sekrete führen bei der zystischen Fibrose (CF) zu Obstruktion und Inflammation. Jeder denkt bei dieser Erkrankung vor allem an die Lunge und die exkretorische Leistung der Bauchspeicheldrüse. Aber CF-Patienten verlieren auch etwa die Hälfte ihrer Inselzellmasse, weil das Drüsengewebe fibrosiert und durch Fettgewebe ersetzt wird, erklärte Professor Dr. Antoinette Moran, University of Minnesota, Minneapolis. Gewöhnlich reicht ein Betazellverlust in dieser Größenordnung nicht dafür aus, dass ein Dia­betes entsteht, da die übrigen Betazellen normal funktionieren und einiges kompensieren können. Das ist jedoch bei Patienten mit zystischer Fibrose nicht der Fall. Auch die Funktion der verbleibenden Betazellen wird durch den fibrotischen Umbau der Drüse beeinträchtigt. Die klinischen Auswirkungen des Diabetes unterscheiden sich bei CF-Patienten. So entwickeln sich keine makrovaskulären Erkrankungen. Mikrovaskuläre Erkrankungen treten weniger häufig und in weniger schwerer Form auf als bei anderen Diabetesformen.

Früher Diabetes durch CF

Veränderungen der Insulinsekretion treten schon frühzeitig im Verlauf der Erkrankung auf. Etwa 40 % der CF-Kinder haben schon in einem Alter unter fünf Jahren eine Glukoseintoleranz. Auch Kinder mit normaler Glukosetoleranz weisen eine eingeschränkte Insulinsekretion auf. Es gibt Hinweise darauf, dass sich die Glukosetoleranzstörung schon in utero entwickelt, so Prof. Moran. Bis zur Adoleszenz manifestiert sich bei durchschnittlich knapp 20 % der CF-Patienten ein Diabetes. Zwischen 20 und 40 Jahren sind 40 % der Patienten erkrankt und bei den über 40-Jährigen etwa 55 %. Mehr als 80 % der von Diabetes betroffenen CF-Patienten weisen Genotypen hoher Schweregrade auf.

Behandlung der Hyperglykämie ist bei CF-Patienten sekundär

Therapie der Wahl für CF-Patienten mit und ohne Nüchtern-Hyperglyk­ämie ist Insulin. Damit soll primär das Defizit ausgeglichen und eine anabole Wirkung erreicht werden. Ein Insulindefizit führt in einen katabolen Zustand mit Verlust an fettfreier Körpermasse und Gewicht. Dieser wiederum hat negative Auswirkungen auf die Lungenfunktion und das Überleben. Das Behandeln der Hyperglykämie ist sekundär. „Der Patient sollte so viel Insulin bekommen, wie er ohne Hypoglykämie toleriert!“, so die Expertin. Typischerweise wird eine mittlere Dosis von 0,5 Einheiten/kg/Tag appliziert. In akuten Krankheitsepisoden muss die Dosis um den Faktor 2–4 gesteigert werden. Denn in diesen Phasen steigt die Insulinresistenz und es treten Hyperglykämien auf, die wochenlang anhalten und mit mikrovaskulären Komplikationen und Mortalität korrelieren. Auch in der Ernährungstherapie steht als Ziel im Vordergrund, eine Gewichtsabnahme der Patienten zu verhindern. Das heißt: hochkalorische Kost vor allem mit einem hohen Anteil von Proteinen und Fetten. Herz und Gefäße von Patienten mit zystischer Fibrose bringt dies nicht in Gefahr! Alle CF-Patienten sollten spätestens ab einem Alter von zehn Jahren jährlich ein Routinescreening mit einem Glukosebe­lastungstest erhalten. Der Test muss unbedingt in einer klinisch stabilen Phase durchgeführt werden. Diagnostiziert wird der Diabetes bei CF-Patienten nach den Standardkriterien. Doch Vorsicht: Ein HbA1c-Wert < 6,5 % schließt einen Diabetes nicht aus!

Quelle: 78th Scientific Sessions der ADA

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Vor allem hilft das Insulin auch dabei, eine krankheitsbedingte Gewichtsabnahme zu verhindern. Vor allem hilft das Insulin auch dabei, eine krankheitsbedingte Gewichtsabnahme zu verhindern. © fotolia/phat1978; fotolia/M.Rode-Foto