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Chemotherapie bleibt Standard für Bauchspeicheldrüsenkrebs

Beim Pankreaskarzinom geht eine starke Akkumulation von Hyaluronan (HA) im Tumormikromilieu wegen der verringerten Penetration von Zytostatika in das Tumorgewebe mit einer schlechten Prognose einher, erläuterte Professor Dr. Margaret Tempero vom Pancreas Center der Universität von Kalifornien in San Francisco. In der Phase-3-Studie HALO 109-301 wurde die HA-Anreicherung im Tumor als Biomarker zur Patientenselektion genutzt, informierte sie. Die Studie umfasste 494 nicht vorbehandelte Patienten mit metastasierten duktalen Pankreaskarzinomen. Diese wurden 1:2 randomisiert und erhielten den Erstlinienstandard nab-Paclitaxel/Gemcitabin plus Placebo oder plus eine rekombinante pegylierte Hyaluronidase (PEGPH20).
Benefit nur bei starker intratumoraler HA-Akkumulation
Gesamtüberleben stagniert bei knapp einem Jahr
Erwartet wurde eine Verbesserung des medianen Gesamtüberlebens (OS) durch den PEGPH20-Zusatz um 50 % auf 12,7 Monate. Dieses Ziel wurde jedoch nicht erreicht. Das mediane OS war mit 11,2 Monaten im experimentellen und 11,5 Monaten im Standardarm nahezu identisch (HR 1,00; p = 0,97). Auch konnte keine Subgruppe identifiziert werden, die verstärkt von PEGPH20 profitierte. Progressionsfreies Überleben (PFS) und Ansprechen fielen in beiden Armen ebenfalls ähnlich aus (jeweils 7,1 Monate bzw. 47 % vs. 36 %). Zudem wurden unter PEGPH20 vermehrt gastrointestinale Blutungen und Sepsis beobachtet, die allerdings das OS nicht negativ beeinflussten, so die Referentin. Auch in der Zweitlinientherapie ist kein Fortschritt zu verzeichnen, konstatierte Dr. Johanna Bendell von Tennessee Oncology in Nashville. In der Phase-3-Studie SEQUOIA evaluierte man die Addition des immunstimulierenden Pegilodecakins, eines rekombinanten pegylierten Interleukins 10, zum FOLFOX-Regime im Vergleich zu FOLFOX allein. 566 vorbehandelte Patienten mit metastasiertem duktalem Pankreaskarzinom wurden in die Studie eingeschlossen. Teilnehmer im experimentellen Arm konnten die Monotherapie mit Pegilodecakin nach Beendigung von FOLFOX zur Erhaltung weiter fortsetzen. Das OS unterschied sich mit 5,78 Monaten im experimentellen und 6,28 Monaten im Kontrollarm nicht signifikant, sodass der primäre Endpunkt nicht erreicht wurde (HR 1,045; p = 0,6565). Gleiches gilt für den sekundären Endpunkt PFS (2,14 Monate vs. 2,10 Monate; HR 0,98; p = 0,81). Auch bei Gesamtansprechrate und Tumorkontrollrate waren beide Arme ähnlich effektiv (4,2 % vs. 5,6 % bzw. 42,8 % vs. 36,6 %). Derzeit laufen exploratorische Biomarker-Analysen, um eventuelle Effektivitätsunterschiede in Abhängigkeit von Zytokinspiegeln und T-Zell-Rezeptor-Klonalität aufzudecken, erklärte die Referentin abschließend. Bei 5–8 % aller Pankreaskarzinome lassen sich BRCA- oder PALB2-Mutationen in der Keimbahn nachweisen, erinnerte Dr. Eileen M. O’Reilly vom Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York.PARP-Hemmer mit Cisplatin/ Gemcitabin kombiniert
In dieser Subgruppe haben sich PARP-Inhibitoren, insbesondere in Kombination mit Platinregimen, bereits als aktiv erwiesen. In der randomisierten Phase-2-Studie ABT-888 verglichen Wissenschaftler daher die Erstlinientherapie mit Gemcitabin/Cisplatin (GC) mit derselben Chemotherapie plus Veliparib bei 50 nicht vorbehandelten Patienten mit duktalen Adenokarzinomen des Pankreas und BRCA/PALB2-Mutation. Die überwiegende Mehrzahl der Teilnehmer war durch Mutationen in den Genen BRCA1 (n = 12) und BRCA2 (n = 35) charakterisiert.Tumorkontrolle bei allen Patienten möglich
Beim primären Endpunkt Ansprechen überzeugten beide Regime durch eine hohe, den vorab definierten Schwellenwert übertreffende Aktivität: Im CG-Arm sprachen 65,2 %, bei zusätzlicher Veliparib-Gabe 74,1 % der Teilnehmer an. Durch die Veliparib-Addition gelang bei allen 27 Patienten dieses Arms eine Tumorkontolle (GC-Arm: 78,3 %). Allerdings war die Dreierkombination mit einer höheren Hämatotoxizität assoziiert. Auch das PFS fiel mit 10,1 Monaten bzw. 9,7 Monaten vielversprechend aus. Patienten im Veliparib-Arm überlebten median 15,5 Monate, die im Kontrollarm median 16,4 Monate (p = 0,61). Bei Vorliegen einer BRCA1-Mutation wurde ein OS von 14 Monaten, im Falle einer BRCA2-Mutation von 20,2 Monaten erreicht. Patienten im GC-Arm, die im Anschluss noch den PARP-Inhibitor erhielten, überlebten sogar median 23 Monate. Die Zwei- und Drei-Jahres-Raten des OS im Gesamtkollektiv bewertete Prof. O’Reilly mit 31 bzw. 18 % als sehr vielversprechend bei diesem Tumor.Quelle: Tempero MA et al. J Clin Oncol 2020; 38 (suppl 4; abstr 638); Hecht JR et al. J Clin Oncol 2020; 38 (suppl 4; abstr 637); O’Reilly EM et al. J Clin Oncol 2020; 38 (suppl 4; abstr 639)
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