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Chemotherapie schon bei nicht-metastasiertem Prostatakarzinom einsetzen

Patienten mit nicht-metastasiertem Prostatakarzinom werden heute nach ihrem Risiko stratifiziert, später an diesem Tumor zu versterben. Risikofaktoren, die in diese Stratifizierung eingehen, sind der Gleason-Score, der PSA-Wert und das T-Stadium. Für Hochrisikopatienten ist eine Standardtherapie derzeit die Androgensuppression über zwei bis drei Jahre kombiniert mit einer Bestrahlung. Eine Chemo mit Docetaxel gehört mittlerweile zur Behandlung des kastrationsresistenten und seit Kurzem auch des kastrationssensitiven fortgeschrittenen Prostatakarzinoms.
Entsprechend einer Hypothese der Autoren aus der Radiation Therapy Oncology Group (RTOG) könnte das Taxan auch in der adjuvanten Therapie früherer Stadien einen zusätzlichen Nutzen bringen: Nach Erfahrungen mit anderen Tumoren ist eine Chemotherapie umso wirksamer, je früher im Verlauf sie gegeben wird. In der adjuvanten Situation ist nämlich die Tumorlast und damit auch die Möglichkeit, dass die malignen Zellen Resistenzen entwickeln können, geringer. Außerdem könnten die Zytostatika Zellen ansprechen, die möglicherweise hormonresistent sind, und dadurch die Androgensuppressionstherapie ergänzen.
Um diese Hypothese zu testen, randomisierten die Autoren deshalb in ihrer Phase-III-Studie 612 Patienten mit Hochrisikotumoren. Der mediane PSA-Wert des Kollektivs betrug 15 ng/ml, einen Gleason Score von 9–10 erreichten 53 % und ein T3/4-Stadium lag bei 27 % der Patienten vor. Im Kontrollarm erhielten die Teilnehmer eine Androgensuppression und eine Bestrahlung. Im Verumarm wurde zusätzlich Docetaxel gegeben. Die Chemotherapie begann 26–33 Tage nach Ende der Radiotherapie und wurde in sechs Zyklen à 75 mg/m2 (plus Prednison 10 mg oral täglich) verabreicht.
Docetaxel senkt Mortalitätsrisiko um knapp ein Drittel
Auswertbar waren die Daten von 563 Patienten. Bei diesen traten im Verlauf von vier Jahren 59 Todesfälle im Kontroll- und 43 im Docetaxelarm auf. Das entspricht Vier-Jahres-Überlebensraten von 89 % bzw. 93 % und einer signifikanten Reduktion des Mortalitätsrisikos um 31 % (Hazard Ratio 0,69; 95%-Konfidenzintervall 0,49–0,97; p = 0,034). Auch bei den direkt durch das Prostatakarzinom verursachten Todesfällen war mit 23 vs. 16 Fällen ein entsprechender Unterschied sichtbar. Das Gleiche traf auf die Fernmetastasenraten nach sechs Jahren (14 % vs. 9,1 %; HR 0,60; 95%-KI 0,37–0,99; p = 0,044) und das krankheitsfreie Sechs-Jahres-Überleben zu (55 % vs. 65 %; HR 0,76; 95%-KI 0,58–0,99; p = 0,043).
Das Fazit der Autoren: Unter den verschiedenen Optionen, die für die Behandlung eines frühen Hochrisiko-Prostatakarzinoms verfügbar sind, bietet sich also eine adjuvante Docetaxeltherapie zusätzlich zur Hormon- und Strahlentherapie an. Zumindest für ausgewählte Patienten, die einen guten Allgemeinzustand aufweisen.
Quelle: Rosenthal SA et al. J Clin Oncol 2019; doi: 10.1200/JCO.18.02158
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