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Cremen, cremen, cremen

Im Stufenplan der neuen S3-Leitlinie zur atopischen Dermatitis (AD) werden drei Stufen unterschieden. Bei lediglich trockener Haut (Stufe 1) reichen eine Basispflege und die Vermeidung von individuellen Triggern, die bei jedem Patienten identifiziert werden sollten. Das können auch Aeroallergene sein, von denen sich die Betroffenen bei entsprechender Sensibilisierung so gut wie möglich fernhalten sollten.
Allergiescreening nur bei entsprechenden Hinweisen
Ein ungezieltes Allergiescreening empfiehlt sich allerdings nicht, sondern nur eine Testung bei entsprechender Anamnese, betonte Prof. Dr. Thomas Werfel von der Klinik für Dermatologie, Allergologie und Venerologie an der Medizinischen Hochschule Hannover.
Obwohl die Haut beim Schwitzen oft verstärkt juckt, darf keinesfalls der Fehler gemacht werden, körperliche Aktivitäten deshalb einzuschränken. Alle Patienten mit atopischer Dermatitis sollten jedoch auf hautreizende Kleidung verzichten und sich keinem Tabakrauch aussetzen, erinnerte der Experte.
Für Patienten mit leichten und moderaten Ekzemen (Stufe 2) stehen zur Behandlung akuter Schübe an erster Stelle topische Kortikosteroide (TCS). Bei Unverträglichkeit, fehlender Wirkung oder in Problembereichen wie Gesicht, intertriginöse und Anogenitalregion sind topische Calcineurininhibitoren (TCI) eine Option. Nach Abklingen des akuten Schubs sollte proaktiv weiterbehandelt werden – in der Regel mit zweimal wöchentlicher Anwendung von TCS oder TCI. Die Sorge, sich mit der TCI-Anwendung ein erhöhtes Krebsrisiko einzuhandeln, kann man den Patienten nehmen. Eine große Metaanalyse von 110 Studien hat gezeigt, dass AD-Patienten mit TCI-Exposition im Vergleich zu denjenigen ohne diese Therapie keine erhöhte Krebsgefahr aufweisen – auch nicht bei Anwendung im Säuglings- und Kindesalter.
Neu am Horizont: der topische JAK1/2-Inhibitor Ruxolitinib, der in Europa bei Vitiligo, in den USA aber bereits auch bei AD die Zulassung hat. Für Wirksamkeit, Sicherheit und Langzeitwirkung über 52 Wochen gibt es inzwischen gute Belege.
AD-Therapie in der Schwangerschaft
Eine besondere Situation ist die AD in der Schwangerschaft. Empfohlen werden topische Steroide Klasse II–III und in sensitiven Bereichen TCI sowie eine UV-Behandlung. Erscheint eine systemische Therapie erforderlich, kann man Ciclosporin einsetzen – allerdings off label. Eine Langzeittherapie mit topischen Glukokortikoiden sollte wie sonst auch vermieden werden.
JAK-Inhibitoren, Methotrexat und Mycophenolatmofetil verbieten sich in der Schwangerschaft aufgrund eines erhöhten Missbildungsrisikos. Das Gleiche gilt aufgrund mangelnder Erfahrungen für Dupilumab und Tralokinumab. Mit einer IL-4-Inhibition wäre Prof. Werfel in der Schwangerschaft ohnehin sehr vorsichtig. IL-4 ist bei Schwangeren erhöht, was möglicherweise eine physiologische Funktion hat.
Ruxolitinib lindert Juckreiz innerhalb von zwölf Stunden
Ruxolitinib wirkt zudem schnell: Eine Juckreizminderung lässt sich schon innerhalb von zwölf Stunden nach der ersten Anwendung beobachten, eine deutliche Besserung der Läsionen bereits nach zwei Wochen. Die Therapie ist zurzeit aber noch extrem teuer, sodass sie sich wahrscheinlich vorerst nicht durchsetzen wird, meinte Prof. Werfel.
Bei mittelschwerem bis schwerem Ekzem (Stufe 3) kommt zusätzlich eine Systemtherapie in Betracht. Die Zulassung für die Intervalltherapie ab 16 Jahren hat Ciclosporin. Für die Langzeittherapie sind zugelassen:
- ab 6 Monate: Dupilumab
- ab 2 Jahre: Baricitinib
- ab 12 Jahre: Tralokinumab, Lebrikizumab, Upadacitinib
- ab 18 Jahre: Abrocitinib
Nicht indiziert für eine Langzeitanwendung sind systemische Steroide, betonte der Dermatologe. Über eine kurzfristige Steroidtherapie im akuten Schub bei Erwachsenen könne man allerdings streiten.
Quelle: 14. Allergologie-Update-Seminar
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