Diabetesmedikament kann vor Rezidivinsulten schützen

Dr. Elke Ruchalla

Pioglitazon könnte sich zur Sekundärprävention nach Schlaganfall für Patienten mit Prädiabetes eignen. Pioglitazon könnte sich zur Sekundärprävention nach Schlaganfall für Patienten mit Prädiabetes eignen. © iStock/Liliia Lysenko

Bei etwa der Hälfte aller Schlaganfallpatienten liegt eine Insulinresistenz vor, auch wenn noch kein manifester Diabetes besteht. Pioglitazon verbessert das Ansprechen auf Insulin und soll auch gefäßprotektiv wirken.

Durch seinen anti-atherosklerotischen Effekt kann Pioglitazon bei Patienten mit Insulinresistenz nach Apoplex sowohl erneute Insulte und Myokardinfarkte als auch manifeste Diabeteserkrankungen verhindern, wie die IRIS-Studie gezeigt hat. Allerdings hatte man darin Insulinresistenz nach einem selten verwendeten Modell definiert. Inwieweit sich die Ergebnisse also auf die klinische Praxis übertragen lassen, ist fragwürdig, schreiben Dr. J. David­ Spence vom Stroke Prevention & Atherosclerosis Research Centre, Western University im kanadischen London und Kollegen. Sie nahmen sich die Arbeit erneut vor und reanalysierten Daten von 2885 Patienten mit Prädiabetes (HbA1c 5,7–6,4 %).

In der IRIS-Studie hatten die Probanden randomisiert drei Monate lang entweder Pioglitazon (auftitriert von 15 mg bis 45 mg täglich) oder Placebo erhalten. Das mediane Follow-up betrug 4,8 Jahre. Berücksichtigten die Wissenschaftler nur jene 1454 Patienten, die mindes­tens 80 % der verordneten Dosen genommen hatten, stieg der positive Effekt erheblich. In der Verumgruppe galten 44,3 % als adhärent, im Placeboarm 55,7 %. Die Zahl neuer Schlaganfälle sank unter Pioglitazon auf etwa zwei Drittel der Kontrolle, die der neuen Diabetesdiagnosen auf rund ein Fünftel.

Zwar traten unter dem Medikament etwas häufiger Ödeme und Gewichtszunahme auf. Zu vermehrten stationären Aufnahmen wegen einer Herzinsuffizienz kam es aber nicht. Gemäß den Autoren könnte sich Pioglitazon also zur Sekundärprävention nach Schlaganfall für Patienten mit Prädiabetes eignen. Viele Kollegen würden sich jedoch davor scheuen, das Präparat einzusetzen, schreibt Dr. Leonardo Pantoni, Department of Biomedical and Clinical Sciences, University of Mailand, in einem begleitenden Kommentar. Nicht wenige hätten Angst, so neue schwere Nebenwirkungen wie Blasenkrebs oder Herzinsuffizienz auszulösen. Eine Meta­analyse aus 2017 konnte diese Risiken jedoch nicht bestätigen.

Womöglich wird auch der kognitive Abbau reduziert

Laut Dr. Pantoni könnte der Nutzen über das Verhindern von Rezidiv­insulten hinausgehen und den teils massiven kognitiven Abbau nach den Attacken einschränken. Zudem deuten Studien darauf hin, dass die Vorteile nicht nur für vaskuläre, sondern auch für Alzheimer-Demenzen gelten.

1. Spence JD et al. JAMA Neurol 2019; online first
2. Pantoni L. A.a.O.

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Pioglitazon könnte sich zur Sekundärprävention nach Schlaganfall für Patienten mit Prädiabetes eignen. Pioglitazon könnte sich zur Sekundärprävention nach Schlaganfall für Patienten mit Prädiabetes eignen. © iStock/Liliia Lysenko