Die vielen Gesichter der Akne

EADV 2023 Dr. Susanne Gallus

Viel Entzündung, die man auf den ersten Blick vielleicht nicht sieht. Ein Indiz sind die Hyperpigmentierungen. Viel Entzündung, die man auf den ersten Blick vielleicht nicht sieht. Ein Indiz sind die Hyperpigmentierungen. © Science Photo Library/ Wilson M.D., John F.

Hautärzte wurden lange Zeit darauf geschult, Dermatosen auf heller Haut zu erkennen und zu behandeln. Das stellt viele Menschen mit Skin of Color vor ein Problem. Bei einer Akne wird z.B. die Entzündung oft unterschätzt und in anderen Fällen würde ein Produktwechsel als Therapie  ausreichen.

Akne ist eigentlich ein alter Hut. Doch das meiste Bildmaterial zeigt Patienten mit hellen Hauttypen – Akne auf dunkler Haut sucht man in vielen Lehrbüchern vergebens. Zudem gibt es neben den bei allen Hauttypen vorkommenden Varianten  – der Komedonenakne, der papulopustulösen und der entzündlichen Akne – einige Formen, die insbesondere bei People of Color (POC) häufig zu finden sind oder deutlich anders aussehen, erklärte Prof. Nada Elbuluk von der Keck School of Medicine der University of Southern California, Los Angeles. Dazu gehören: 

  • Pomade-Akne
  • Acne cosmetica
  • Acne excoriée
  • steroidinduzierte Acne medicamentosa

Eine Pomade-Akne beschränkt sich typischerweise auf die obere Gesichtshälfte und verläuft entlang der Haarlinie. Sie ist monomorph und entsteht sekundär, weil stark okklusive Pflege- und Stylingprodukte, die z.B. Lanolin, Kakaobutter oder Mineralöl enthalten, die Poren verstopfen. Fehlt also eine Akne auf Wangen und Kinn, sollte man den Patienten nach der Haarpflege fragen. Denn die Lösung für dieses Problem ist relativ einfach: Ein Wechsel auf silikon- und wasserbasierte Produkte.

Eine Acne excoriée zeigt sich bei POC mit einem relativ charakteristischen Bild. Man sieht zentral gelegene Hypopigmentierungen auf hyperpigmentierten Flecken, beschrieb die Referentin. In diesen Fällen weiß man relativ sicher: Der Patient manipuliert an seinen Komedonen herum.

Dass die Steroidakne häufiger bei dunklen Hauttypen anzutreffen ist, liegt daran, dass POC oft hautaufhellende Produkte verwenden, von denen viele Steroide enthalten. Der Referentin zufolge lohnt sich daher immer die Frage nach der verwendeten Hautpflege.

Zumindest für die USA lässt sich mit Daten belegen, dass POC im Vergleich zur weißen Bevölkerung wesentlich seltener einen Dermatologen aufgrund ihrer Akne aufsuchen. Zudem werden z.B. schwarzen Patienten seltener Medikamente verschrieben, und wenn, dann eher Topika statt einer oralen Medikation. Das weist auf eine deutliche Unterversorgung hin, sagte Prof. Elbuluk. Dabei sei Akne sehr gut behandelbar.

Akne-Therapien mit antiinflammatorischen Effekten

  • Retinoide

  • Antibiotika (Doxycyclin, Minocyclin, Sarecyclin)

  • Benzoylperoxid (inhibiert C. acnes)

  • topisches Dapson

  • Azelainsäure

  • intraläsionale Kortikosteroide

  • Spironolacton (Androgenrezeptorinhibition)

  • Clascoteron (Androgenrezeptorinhibition)

Quelle: nach A. Alexis

Weist ein Patient of Color mit aktiver Akne viele Hyerpigmentierungen auf, ist dies als Indiz für eine subklinische Entzündung zu werten und entsprechend anti-inflammatorisch zu therapieren (s. Kasten oben). Generell empfiehlt die Referentin, eine Akne (inkl. der Pigmentveränderungen) so aggressiv wie nötig zu behandeln. Je nach Form sollte über kombinierte Therapien das Beste aus allen Möglichkeiten herausgeholt werden.  

Bei der Behandlung mit Retinoiden ist es sehr wichtig, die Patienten auf Sonnenschutz hinzuweisen. „Viele unserer Patients of Color benutzen keine Photoprotektion, weil sie denken, dass sie diese nicht brauchen“, hob Prof. Elbuluk hervor. Weist man jedoch auf die Gefahr hin, dass sich die Hyperpigmentierungen sonst verschlimmern können, hat man sie in der Regel überzeugt. 

Zusätzlich fügte sie hinzu, wie wichtig eine ehrliche Prognose in den Gesprächen mit den Patienten ist. Den Patienten muss bewusst sein, dass eine Akne auch bei erfolgreicher Behandlung nicht über Nacht verschwindet. Dabei kann es helfen, einen Therapiefortschritt bei den Kontrollterminen mit Fotos zu dokumentieren.

Therapiert wird meistens mit topischen Retinoiden

Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass durch die Aknetherapie Hyperpigmentierungen entstehen. Das gilt für Produkte, die Patienten in Eigenregie ausprobieren, aber auch bei ärztlich verordneten Therapieregimen besteht dieses Risiko, sagte Prof. Andrew Alexis vom Weill Cornell Medical College. Hauptsächlich verwendet werden topische Retinoide (z.B. Trifaroten) und Azelainsäure, ebenfalls topisch (s. Link). Ergänzt werden können sie z.B. durch Mikroneedeling oder chemische Peelings.

Die Folgen der Akne sind für POC meist schlimmer als die Akne selbst. Als Pendant zu postinflamma­torischen Erythemen auf heller Haut kommt es zu postinflammatorischen Hyperpigmentierungen. Wie Prof. Alexis anhand einer Studie zeigte, war für den großen Teil der nicht-weißen Aknepatientinnen das Verschwinden dieser Hyperpigmentierungen der wichtigste Teil der Aknetherapie (42 %), bei 32 % standen die Akneläsionen an erster Stelle. Für die Frauen mit weißem bzw. kaukasischem Hauttyp spielten Hyperpigmentierungen eine untergeordnete Rolle (nur bei 8 % am wichtigsten), bei 58 % stand die Besserung der Akneläsionen im Vordergrund.

Macht die Hautfarbe pathogenetisch einen Unterschied?

Hinsichtlich der Entwicklung einer Akne gibt es Faktoren, die für Patienten jeder Hautfarbe gleich sind. Das sind: die erhöhte Sebumproduktion, die Besiedelung mit C. acnes, die Entzündung und eine abnorme follikuläre Hyperkeratose. Jedoch deuten die bisher wenigen dazu durchgeführten Studien auf zusätzliche strukturelle und funktionelle Unterschiede zwischen heller Haut und Skin of Color hin, die einen Einfluss auf die Akne haben könnten. Die Haut von schwarzen Patienten weist z.B. niedrigere Ceramid-Level auf, sie hat mehr Schichten im Stratum corneum und zeigt eine generell höhere Sebumproduktion. Hinzu kommt ein beobachteter stärkerer transepidermaler Wasserverlust (TEWL).

Hinzu kommen die aknetypischen atrophen und hypertrophen Narben und hyper-, sowie hypotrophes bis hin zu depigmentiertem Narbengewebe. Alles zusammen schränkt die Lebensqualität der Patienten erheblich ein, erinnerte Prof. Elbuluk. Zwar gibt es abgesehen von einem Risiko zur Keloidbildung hinsichtlich der Narbenbildung keine großen Unterschiede zwischen heller Haut und Skin of Color, ergänzte Prof. Alexis. Aber bei People of Color ist die Behandlung oft schwieriger, denn viele Therapieoptionen sind auf helle Hauttypen ausgerichtet und bei Skin of Color mit möglichen Pigmentveränderungen verbunden. 

Es bleibt weiterhin eine Tatsache, dass Skin of Color bei Akne, ähnlich wie bei allen anderen Hauterkrankungen auch, in Leitlinien und Studien eher stiefmütterlich behandelt wird, und daher Leitlinienempfehlungen und Therapieevidenzen fehlen­. 

Quelle: EADV Congress 2023

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Viel Entzündung, die man auf den ersten Blick vielleicht nicht sieht. Ein Indiz sind die Hyperpigmentierungen. Viel Entzündung, die man auf den ersten Blick vielleicht nicht sieht. Ein Indiz sind die Hyperpigmentierungen. © Science Photo Library/ Wilson M.D., John F.