DPP4-Hemmer bei unterschiedlicher Nierenfunktion geprüft

Dr. Kerstin Tillmann

74 % der Teilnehmer der CARMELINA-Studie waren bereits zu Studienbeginn nierenkrank. 74 % der Teilnehmer der CARMELINA-Studie waren bereits zu Studienbeginn nierenkrank. © sewcream – stock.adobe.com

Studiendaten zum renalen Risiko unter DPP4-Hemmern bei älteren Patienten mit Typ-2-Diabetes sind bislang rar. In der CARMELINA-Studie wurde nun neben dem kardio­vaskulären Risiko auch untersucht, ob Linagliptin die Nierenfunktion beeinflusst.

In CARMELINA¹ wurden Patienten mit Diabetes Typ 2 eingeschlossen, die einen HbA1c von 6,5–10 % aufwiesen und

  • ein hohes kardiovaskuläres Risiko hatten, definiert als vaskuläre Erkrankung und Mikro- oder Makroalbuminurie (Albumin-zu-Kreatinin-Ratio im Urin (UACR) ≥ 30 mg/g) und/oder

  • eine reduzierte geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (eGFR) von 45–75 mL/min/1,73m² und eine UACR ≥ 200 mg/g oder von 15–45 mL/min/1,73m² unabhängig von der UACR.

Insgesamt nahmen 6979 erwachsene Patienten an der internationalen Nichtunterlegenheitsstudie teil, die durchschnittlich 65,9 Jahre alt waren und im Mittel seit 14,8 Jahren an Dia­betes Typ 2 erkrankt waren. 57 % litten bereits an einer manifesten kardiovaskulären Erkrankung und 74 % waren nierenkrank, berichtete Professor Dr. Steven Kahn, University of Washington, Seattle, USA.

Die Teilnehmer erhielten randomisiert entweder 5 mg Linagliptin oder Placebo täglich, zusätzlich zur individuellen Standardmedikation. Im sekundären zusammengesetzten Endpunkt wurden anhaltende Nierenerkrankung im Endstadium, anhaltende Reduktion der eGFR von ≥ 40 % gegenüber dem Anfangswert und Tod aufgrund von Nierenerkrankung erfasst.

Kardiovaskuläre Sicherheit bestätigt

Der primäre Endpunkt der Studie war ein zusammengesetzter kardiovaskulärer Endpunkt – die Zeit bis zum Auftreten eines schwerwiegenden kardiovaskulären Ereignisses (MACE), in der Studie definiert als kardiovaskulärer Tod, nicht-tödlicher Herzinfarkt oder nicht-tödlicher Schlaganfall. Die Gabe von Linagliptin erhöhte dabei nicht das Risiko für den kardiovaskulären Endpunkt: Ein entsprechendes Ereignis trat unter dem DPP4-Hemmer bei 12,4 % der Patienten auf, unter Placebo bei 12,1 %. Das entspricht einer HR von 1,02 (95%-KI 0,89–1,17), die Nichtunterlegenheit von Linagliptin konnte somit signifikant bestätigt werden (p < 0,001).

Die Ergebnisse waren unter Lina­gliptin und Placebo nach einer medianen Beobachtungszeit von 2,2 Jahren ähnlich, entsprechende renale Ereignisse traten bei 9,4 % der Teilnehmer unter Linagliptin auf und bei 8,8 % in der Placebogruppe, was einer Hazard Ratio (HR) von 1,04 entspricht (p = 0,62). Der DPP4-Hemmer erhöhte auch dann das renale Risiko nicht, wenn Patienten nach Nierenfunktion (< 30, 30–45, 45–60, ≥ 60 mL/min/1,73m²) oder Alter (< 65, 65–75, > 75 Jahre) unterteilt wurden, erläuterte Professor Dr. Robert Toto, University of Texas, Dallas, USA. Die Glukosekontrolle verbesserte sich in der Linagliptin-Gruppe, ohne das Hypoglykämierisiko zu erhöhen. Die Häufigkeit von unerwünschten Ereignissen ähnelte sich in beiden Gruppen. Unter Linagliptin zeigte sich darüber hinaus ein Vorteil mit Blick auf das erstmalige Fortschreiten einer Albuminurie. Unter Placebo trat dies bei 819 Teilnehmern auf, unter Linagliptin bei 763 Patienten, was einer signifikanten Risikoreduktion um 14 % entspricht (p = 0,0034). Dies konnte unabhängig von der Nierenfunktion gezeigt werden, so Prof. Toto. „Diese Resultate erweitern die Evidenzbasis für Individuen mit eingeschränkter Nierenfunktion in fortgeschrittenem Alter“, ordnete Professor Dr. Mark Cooper, Monash University, Melbourne, Australien, die Ergebnisse ein. „Es war besonders beruhigend, dass die Effekte bei Patienten über 75 Jahren gleichbleibend waren.“

Quelle:
¹ Rosenstock J et al. JAMA 2019; 321: 69-79; DOI: 10.1001/jama.2018.18269

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74 % der Teilnehmer der CARMELINA-Studie waren bereits zu Studienbeginn nierenkrank. 74 % der Teilnehmer der CARMELINA-Studie waren bereits zu Studienbeginn nierenkrank. © sewcream – stock.adobe.com