Drei von vier Arzneimittelallergien sind gar keine

Dr. Alexandra Bischoff

Verdacht bestätigt sich nur selten - Reexposition bleibt diagnostischer Goldstandard. Verdacht bestätigt sich nur selten - Reexposition bleibt diagnostischer Goldstandard. © fotolia/Ольга Тернавская

Medikamente können allergische Hautreaktionen verursachen, ohne sich dabei an ein generelles Schema zu halten. Deshalb spielt bei der Diagnostik die Anamnese zusammen mit dem zeitlichen Auftreten der Effloreszenzen die zentrale Rolle.

Das Motto bei der Arzneimittelallergie lautet: "Jedes kann prinzipiell alles", sagt Professor Dr. Jörg Kleine-Tebbe vom Allergie- und Asthma-Zentrum Westend in Berlin. Das liegt an den verschiedenen chemischen Strukturen eines Medikaments, die sehr differenziert mit dem Immunsystem reagieren. Welchen diagnostischen Pfad man einschlagen sollte, weist einem oftmals die Anamnese in zeitlichem Zusammenhang mit den Hauteffloreszenzen. Anhand bestimmter klinischer Muster lässt sich die Dia­gnose bereits ganz gut eingrenzen:

  • AGEP (Akute Generalisierte Exanthematische Pustulose) tritt innerhalb weniger Tage zusammen mit Fieber > 38 °C und einer Granulomatose (> 7000/mm3) unter Antibiotika- oder Antimykotika auf.
  • DRESS (Drug Rash with Eosinophilia and Systemic Symptoms) wird nach einer Latenz von ≥ 3 Wochen meist mit Fieber und einer Gesichtsschwellung durch Antiepileptika induziert (Organbefall!).
  • SDRIFE (Symmetrical Drug Related Intertriginous Flexural Exanthema) betrifft die Gluteal-/Perianalregion ohne systemische Symptome und beruht meist auf der Gabe von Aminopenicillinen.

Der Dermatologe empfiehlt bei unklarer Anamnese, die Diagnose durch Hauttests zu sichern. Bei der IgE-vermittelten Typ-I-Allergie (Sofortreaktion) z.B. kommen der Prick, der Intrakutan- und der Provokationstest infrage. Die Typ-II-Allergie läuft IgG-vermittelt ab, wofür sich der Coombs-Test eignet. Für die Typ-III-Allergie gibt es kein geeignetes Untersuchungsverfahren. Die Typ-IV-Allergie (Spättyp) lässt sich anhand des Intrakutan- oder Epikutantests nachweisen. Die zelluläre Labordiagnostik macht bei vielen Arzneimittelallergien keinen Sinn. Schließlich kommt noch die Provokation infrage. Diese effiziente Methode wird in Deutschland leider viel zu selten angewendet, sagte Prof. Kleine-Tebbe. Positivprovokationen sollte man sich sehr gut überlegen und in der Klinik durchführen.

Negativexposition 
in der Praxis testen

Eine Negativprovokation zum Ausschluss einer Überempfindlichkeit kann jedoch laut dem Experten auch in einer Praxis erfolgen. In 75 % der Fälle bestätigt sich nämlich der Verdacht einer Allergie auf ein bestimmtes Medikament nicht. "Wenn wir es wirklich ganz genau wissen wollen, bleibt die Reexposition der Goldstandard, der uns diese Auskunft gibt", erklärte der Referent.

Quelle: 58. Kongress der Deutschen Gesellschaft
 für Pneumologie und Beatmungsmedizin

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Verdacht bestätigt sich nur selten - Reexposition bleibt diagnostischer Goldstandard. Verdacht bestätigt sich nur selten - Reexposition bleibt diagnostischer Goldstandard. © fotolia/Ольга Тернавская