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Einsatz von Quadruplets mit CD38-Antikörper

BENEFIT sei die erste akademische Phase-3-Studie, in der ein CD38-Antikörper – in diesem Fall Isatuximab (Isa) – plus Bortezomib, Lenalidomid und Dexamethason (VRd) bei nicht-transplantierbaren Erkrankten mit neu diagnostiziertem Multiplem Myelom (NDMM) untersucht wurde, konstatierte Prof. Dr. Dr. Xavier Leleu, Université de Poitiers et Centre Hospitalier Universitaire de Poitiers.1 Eine Premiere feierte auch die MRD als primärer Endpunkt in dieser Patient:innenpopulation. Zudem lägen nun erstmals Ergebnisse zu Isa-Rd vor, das als Kontrolltherapie gedient hatte.
Die Forschenden zielten mit der Studie darauf ab, die Wirksamkeit von zusätzlich gegebenem wöchentlichen Bortezomib zu prüfen. Sie randomisierten 270 Personen in einen der beiden Arme. Eine MRD-Negativität (10-5) nach 18 Monaten erreichten 53 % vs. 26 % unter Isa-VRd vs. Isa-Rd (p < 0,0001). Mit einem Cut-off-Wert von 10-6 wurden Raten von 36 % vs. 17 % erzielt (p = 0,0006). Die ORR betrug in Prüfarm vs. Kontrolle 85 % vs. 78 %. 82 % gegenüber 70 % der Behandelten erzielten mindestens eine sehr gute partielle Response. Die Daten zum PFS und OS waren wiederum noch nicht reif, berichtete Prof. Leleu.
Ein neuer Standard?
Die relativen Dosisintensitäten von Isatuximab, Lenalidomid und Dexamethason fielen in beiden Studienarmen ähnlich aus. 69 % vs. 67 % der Teilnehmenden erlitten therapiebedingte Nebenwirkungen (TRAE) ≥ Grad 3, schwere Toxizitäten entwickelten 34 % vs. 35 %. Im Prüfarm beendeten 10 % der Patient:innen die Bortezomib-Therapie aufgrund von TRAE. Eine Thrombozytopenie trat mit 27 % vs. 14 % im Prüfarm häufiger auf, ebenso periphere Neuropathien (52 % vs. 28 %). Insgesamt stützen die Daten Isa-VRd als neuen Standard für nicht-transplantierbare Erkrankte mit NDMM, resümierte Prof. Leleu.
Das Regime Isa-VRd wird auch in der Phase-3-Studie IMROZ geprüft – als Kontrolle diente hier allerdings alleiniges VRd.2 Wie Prof. Dr. Thierry Facon, Universitätsklinikum Lille, berichtete, nahmen 446 nicht-transplantationsfähige NDMM-Patient:innen teil. 3:2 randomisiert erhielten sie
- Isa-VRd zur Induktion und anschließend Isa-Rd oder
- VRd mit darauffolgendem Rd.
Das mediane PFS, primärer Endpunkt der Studie, war im Prüfarm nicht erreicht und betrug in der Kontrolle 54,34 Monate (HR 0,596; p = 0,0005). Der PFS-Vorteil bestand in der Mehrheit der Subgruppen, darunter ältere Patient:innen über 75 Jahre.
Terminologie überholt?
Prof. Dr. Dr. Carl Ola Landgren, University of Miami, teilte die Ansicht, dass durch die IMROZ-Studie Isa-VRD als neuer Standard für nicht-transplantierbare NDMM-Patient:innen bis 80 Jahre gelte. Dies werde durch die Daten aus BENEFIT weiter gestützt. Zudem hätte die PERSEUS-Studie Daratumumab-VRd, gefolgt von einer Daratumumab-Lenalidomid-Erhaltung, als neuen Standard für transplantierbare Personen mit NDMM etabliert.
CD38-Antikörper schmälerten die Lücke zwischen jüngeren, fitten (bzw. transplantationsfähigen) und älteren, weniger fitten (bzw. nicht-transplantierbaren) Erkrankten, so der Diskutant. Er stellte die Frage, ob die seit 40 Jahren existierende Terminologie und Unterscheidung zwischen „nicht-transplantierbar“ und „transplantierbar“ geändert werden sollte. „Meiner Meinung nach lautet die Antwort: Ja!“, schloss Prof. Landgren.
Quelle:
Landgren CO. ASCO Annual Meeting 2024; Vortrag: „The More the Better? Quadruplets in Newly Diagnosed Multiple Myeloma“
Isa-VRd gefolgt von Isa-Rd führte zudem zu einem tiefen Ansprechen. 74,7 % vs. 64,1 % sprachen komplett an; die Rate von MRD-negativen Komplettremissionen erreichte 55,5 % vs. 40,9 %. Auch in dieser Studie waren die OS-Daten noch nicht reif. Es zeichnete sich aber bereits ein Trend zugunsten von Isa-VRd ab, mit einem Fünf-Jahres-OS von 72,3 % vs. 66,3 % (HR 0,776). Ein weiterer Pluspunkt: Die zusätzliche Gabe von Isatuximab beeinflusste die Lebensqualität nicht negativ.
Median erhielten die Patient:innen Isa-VRd für 53,2 Monate und VRd für 31,3 Monate. Zum Zeitpunkt der Datenanalyse wurden noch 47,2 % vs. 24,3 % damit behandelt. Therapiebedingte Nebenwirkungen ≥ Grad 3 erlitten 91,6 % vs. 84 %, zu Grad 5-Ereignissen kam es bei 29 vs. zehn Personen. Der Unterschied war größtenteils durch die abweichende Therapiedauer getrieben, so der Referent.
Das Fazit von Prof. Facon fiel ähnlich aus wie dasjenige von Prof. Leleu: Isa-VRd gefolgt von Isa-Rd sei eine wichtige Option für die Frontline-Krankheitskontrolle von NDMM-Patient:innen und ein neuer Standard für Erkrankte ≤ 80 Jahre.
Quellen:
1. Leleu XP et al. ASCO Annual Meeting 2024; Abstract 7501
2. Facon T et al. ASCO Annual Meeting 2024; Abstract 7500
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