Eiter bis wolkige Aussichten: Spaß- und Monatslinsen führen zunehmend zu Augeninfektionen

Michael Brendler

Das eitrige pseudomonadenbedingte Hornhautinfiltrat der jungen Tauchlehrerin (links) verschwand erst nach einer lokalen Therapie mit Tropicamid und Moxifloxacin sowie Ceftazidim i.v.. Im Linsenbehälter einer anderen Patientin (rechts) fand sich ein Mix aus Paecilomyces, Klebsiellen und Serratien. Das eitrige pseudomonadenbedingte Hornhautinfiltrat der jungen Tauchlehrerin (links) verschwand erst nach einer lokalen Therapie mit Tropicamid und Moxifloxacin sowie Ceftazidim i.v.. Im Linsenbehälter einer anderen Patientin (rechts) fand sich ein Mix aus Paecilomyces, Klebsiellen und Serratien. © Behrens-Baumann W. Z prakt. Augenheilkd. 2018; 39: 131-133 © Dr. Reinhard Kaden Verlag & Co. KG, Heidelberg

Noch vor wenigen Jahrzehnten waren nicht-virale Hornhautinfektionen in Europa eine Seltenheit. Durch den Trend zur Kontaktlinse hat sich das geändert. Besondere Sorgen bereiten Entzündungen durch Amöben.

Mit einem eitrigen Hornhaut­infiltrat wurde eine 29-jährige Tauchlehrerin von ihrem deutschen Arzt in die Klinik geschickt. Die Patientin konnte nur noch Handbewegungen erkennen. Schon an ihrem Arbeitsort in Sansibar war das Auge gerötet gewesen, eine dreitägige Therapie mit Gentamycin war ohne Erfolg geblieben. Sieben Tage Tropicamid, Moxifloxacin und Ceftazidim brauchte es, um die Bakterien wieder in den Griff zu bekommen. Danach wurde die Behandlung mit Prednisolon für weitere zehn Tage fortgesetzt.

Schuld waren höchstwahrscheinlich die weichen Kontaktlinsen gewesen, die die junge Frau regelmäßig trug. Diese Hilfsmittel stellen inzwischen hierzulande die Haupt­ursache für infektiöse Keratitiden dar, warnt Professor Dr. Wolfgang Behrens-Baumann, emeritierter Direktor der Universitätsaugenklinik in Magdeburg.

Risikofaktoren: Unhygienische Behälter und Übernachttragen

Zu 90 % seien in diesen Fällen weiche Kontaktlinsen beteiligt, zu rund 70 % bereiten Monatslinsen den Keimen den Weg. Vor allem, wenn noch Risikofaktoren dazukommen wie mangelnde Hygiene in den Aufbewahrungsbehältern, Übernachttragen und Schwimmen mit Linsen, aber ohne dichte Schwimmbrille.

Noch unbeliebter bei Augenärzten sind die sogenannten Motiv- oder Spaßlinsen, die z.B. beim Karneval getragen werden, weil sie manchmal mangels individueller Anpassung auch das Hornhautepithel schädigen und potenziell Chlor, Eisen und Titan ans Auge abgeben, das sich in der Hornhaut einlagert.

Ein breites Erregerspektrum kann die Augen infizieren: Häufig stecken gramnegative Erreger wie Pseudomonaden dahinter, schreibt der Experte, geradezu typisch sei aber ein buntes Bild eher seltener Keime wie Serratia liquefaciens oder Klebsiella oxytoca.

Infektion mit Akanthamöben wird oft für Herpes gehalten

„Da neben Bakterien zusätzlich auch Akanthamöben und Pilze an einer Infektion beteiligt sein können, ist der mikrobiologische Nachweis extrem wichtig“, warnt Prof. Behrens-Baumann – auch durch eine Abrasio von der Hornhaut.

Als besonders tückisch gelten Akanthamöben-Keratitiden, weil sie gerne mit einer Herpes-simplex-Infektion verwechselt werden. Fast die Hälfte aller vermeintlichen Herpes-simplex-Fälle entpuppe sich letztendlich als amöbenverursacht.

Quelle Text und Abb.: Behrens-Baumann W. Z prakt. Augenheilkd. 2018; 39: 131-133 © Dr. Reinhard Kaden Verlag & Co. KG, Heidelberg

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Das eitrige pseudomonadenbedingte Hornhautinfiltrat der jungen Tauchlehrerin (links) verschwand erst nach einer lokalen Therapie mit Tropicamid und Moxifloxacin sowie Ceftazidim i.v.. Im Linsenbehälter einer anderen Patientin (rechts) fand sich ein Mix aus Paecilomyces, Klebsiellen und Serratien. Das eitrige pseudomonadenbedingte Hornhautinfiltrat der jungen Tauchlehrerin (links) verschwand erst nach einer lokalen Therapie mit Tropicamid und Moxifloxacin sowie Ceftazidim i.v.. Im Linsenbehälter einer anderen Patientin (rechts) fand sich ein Mix aus Paecilomyces, Klebsiellen und Serratien. © Behrens-Baumann W. Z prakt. Augenheilkd. 2018; 39: 131-133 © Dr. Reinhard Kaden Verlag & Co. KG, Heidelberg