OP öffnet Patienten mit erworbener Ptosis die Augen

Mit einem Anteil von 85 % der Fälle ist die erworbene Ptosis weitaus häufiger als die kongenitale Form. Klinisch findet sich eine nach oben verlagerte Lidfurche, wobei die meisten Betroffenen eine gute Levatorfunktion haben (> 10 mm). Eine Zunahme der Ptosis beim Abblick stört vor allem beim Lesen, schreibt Dr. Rüdiger Meinhold-Heerlein, Klinik für Augenheilkunde, Ev. Krankenhaus Essen-Werden.
Als Ursachen kommen unter anderem Alterserscheinungen (involutiv), Folgen von Entzündung oder Trauma oder das Hornersyndrom infrage. Bei der komplizierten Form besteht zusätzlich eine chronisch progressive externe Ophthalmoplegie, eine Myasthenia gravis oder eine Okulomotoriusparese. Differenzialdiagnostisch ist die Abgrenzung zu Pseudoptosis wichtig, bei der z.B. Orbitatumoren oder ein Blepharospasmus die Ptosis vortäuschen.
Die Diagnose sichert man durch eine Messung der freien Hornhautstrecke und der Levatorfunktion. Die freie Hornhautstrecke wird als Distanz zwischen dem unteren Limbus der Hornhaut und der Lidkante definiert. Sie beträgt normalerweise 9 mm ± 1, anhand der Einschränkung werden drei Schweregrade unterschieden (mild, mäßig und schwer).
Korrektur durch Resektion der Levatoraponeurose
Die Levatorfunktion ergibt sich durch die maximale Distanz der Lidkantenstellung zwischen maximalem Auf- und Abblick. Zudem gilt es abzuklären, ob sich die Ptosis beim Abblick verstärkt, ob ein Lid-lag vorliegt oder ob der Lidschluss vollständig ist. Falls eine OP in Erwägung gezogen wird, sind weitere Untersuchungen vorab nötig. Die Korrektur der erworbenen Ptosis erfolgt durch die transkutane Levatoraponeurosenresektion – mit oder ohne Resektion des Müllerschen Muskels. Da es nur einer Lokalanästhesie bedarf, lässt sich die Wirkung der Aponeurosenresektion durch die Mitarbeit des Patienten gut steuern. Meist genügen Resektionsstrecken von nur 7,5–10 mm.
Auch die Levatorfaltung eignet sich zur Korrektur einer erworbenen Ptosis. Im Gegensatz zur Levatorresektion oder Levatoraponeurosenresektion muss das Septum orbitale dabei nicht eröffnet werden. Rezidive scheinen bei der Levatorfaltung etwas häufiger aufzutreten als bei der -resektion.
Revisionseingriff kann erforderlich werden
Der Eingriff hat eine hohe Erfolgsrate: In 92 % der Fälle erzielt bereits die erste OP ein gutes Resultat. Ein postoperativer Über- und Untereffekt erfordert gegebenenfalls eine Revision, ebenso eine nicht zufriedenstellende Lidkorrektur.
Allerdings sind auch unerwünschte Effekte zu beachten. So verstärkt der Eingriff potenziell eine vorbestehende Keratokonjunctivitis sicca mit Benetzungsstörungen bis zum Ulcus corneae. Auch eine Lidspalten- oder Deckfaltenasymmetrie ist möglich. Darüber sollten Kollegen die Patienten vor dem Eingriff ausführlich aufklären, fordert Dr. Meinhold-Heerlein. Ebenso darüber, dass eventuell eine zweite OP erforderlich wird. Außerdem kann es durch die Verkürzung der Aponeurose oder des Levatormuskels postoperativ zu einem Lid-lag kommen.
Quelle Text und Abb.: Meinhold-Heerlein R. Z prakt Augenheilk 2018; 39: 123-126 © Dr. R. Kaden Verlag GmbH & Co. KG, Heidelberg
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