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Gefährlicher Kurzschluss: Perioperativer Schlaganfall

Durch ein persistierendes Foramen ovale (PFO) wird das Risiko für einen Schlaganfall deutlich erhöht. Und mehr als 25 % der Menschen leben laut Autopsiestudien mit einem Loch im Vorhof. Deshalb erschien es Dr. Pauline Ng von der Harvard Medical School in Boston logisch, PFO zumindest hinter einem Teil der perioperativen Schlaganfälle zu vermuten.
In einer retrospektiven Studie mit 150 000 Patienten ging Dr. Ng ihrem Verdacht nach und wurde bestätigt: Mit 5,9/1000 Operierten lag die Schlaganfallquote in der PFO-Gruppe mehr als doppelt so hoch wie bei den in dieser Hinsicht Herzgesunden (2,2/1000 Operierte).
„Das bringt die Möglichkeit ins Spiel, dass ein Foramen ovale als ein Risikofaktor für perioperative Schlaganfälle angesehen werden sollte“, schreibt der Neurologe Dr. Scott Kasner, University of Pennsylvania, Philadelphia, in seinem Studienkommentar betont vorsichtig. Denn: Mit der PFO-Diagnose gingen in der Studie auch überdurchschnittlich häufig andere Herzprobleme einher, dies könnte die Ergebnisse verfälscht haben.
Ein weiterer Kritikpunkt ist für Dr. Kasner die Frage nach den klinischen Konsequenzen. Das Komplikationsrisiko eines operativen PFO-Verschlusses liegt höher als die Gefahr perioperativer Schlaganfälle, wenn man das „Loch“ unbehandelt lässt. Eine verstärkte Antikoagulation der Betroffenen im Eingriffszeitraum wiederum würde zu mehr Blutungskomplikationen führen. Zu diesem Zeitpunkt sollte man die Studie deshalb nicht zum Anlass für mehr diagnostische Tests oder aggressivere Behandlungsstrategien bei offenem Foramen ovale nehmen, so der Rat des Neurologen.
Bei Patienten mit bekanntem persistierendem Foramen ovale, die bereits eine antikoagulatorische Therapie erhalten, kann es sich vor einer Operation jedoch als klug erweisen, auf eine möglichst kurze Unterbrechung der Gerinnungshemmer-Gabe zu achten.
Quellen:
1. Ng PY et al. JAMA 2018; 319: 452-462
2. Kasner SE et al. A.a.O.: 446-447
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