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Bei jeder einseitigen Okulomotoriusparese nach Aneurysmen suchen!
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Etwa zwei Drittel der Patienten mit einer Lähmung des Nervus oculomotorius haben eine isolierte Okulomotoriusparese, die fast immer einseitig auftritt. In den übrigen Fällen sind die Hirnnerven IV und VI mitbetroffen, schreibt der Neurologe Dr. Mathias Pfau vom Klinikum Würzburg Mitte. Klinisch sind inkomplette Okulomotoriuslähmungen häufiger als komplette. Das liegt daran, dass sich die Nervenfasern für die Augenmuskeln bereits im Hirnstamm trennen und sich der N. oculomotorius noch vor dem Eintritt in die Orbita in zwei Äste teilt.
Die Gefäßaussackung komprimiert den Nerv
Entsprechend vielfältig ist die Symptomatik der Lähmung. Bei intakter Pupillomotorik spricht man von einer äußeren, bei gestörter Pupillomotorik von einer kombinierten inneren und äußeren Parese. Eine Ptosis deutet auf eine außerhalb des Hirnstamms gelegene Ursache hin – oft verbunden mit einer Nervenkompression. Zu den häufigsten Ursachen der Okulomotoriusparese zählen Aneurysmen, Tumoren, Traumata und Gefäßerkrankungen inklusive Diabetes. Eine wichtige Differenzialdiagnose ist die obere Einklemmung bei hohem Hirndruck.
Die aneurysmatische Okulomotoriusparese geht in über 90 % der Fälle von der A. communicans posterior aus, andere Hirnarterien (z.B. A. carotis interna, A. basilaris) sind nur selten betroffen. Die Aneurysma-Ruptur führt meist zur kompletten inneren und äußeren Okulomotoriusparese. Die Pupillomotorik bleibt nur selten verschont, allerdings ist die Mydriasis mitunter nur diskret ausgeprägt. Bei 30–40 % der Patienten manifestiert sich das Aneurysma primär mit einer Okulomotoriusparese ohne Subarachnoidalblutung. Als Auslöser kommt dann beispielsweise eine Nervenkompression durch den Aneurysmasack infrage, die Ruptur der Gefäßaussackung folgt oft erst Wochen später.
Wie der N. oculomotorius das Auge steuert
- Adduktion: M. rectus medialis
- Hebung: M. rectus superior (Fasern kreuzen im Hirnstamm zur Gegenseite!)
- Senkung: M. rectus inferior
- Außenrotation: M. obliquus inferior
- Hebung des Oberlids: M. levator palpebrae
- Pupillenverengung: M. sphincter pupillae
Auch ein Diabetes kann den Okulomotorius stilllegen
Bei jeder monosymptomatischen einseitigen Okulomotoriuslähmung muss ein Aneurysma mit bildgebender Diagnostik ausgeschlossen werden, betont Dr. Pfau. Die Prognose nach Ausschalten der Gefäßaussackung ist gut, in 70–80 % der Fälle kommt es innerhalb von vier Monaten zur kompletten oder befriedigenden Rückbildung der Parese. Entscheidend ist die frühe Therapie. Die diabetische Okulomotoriusparese führt in 70 % der Fälle zu subakuten bis akuten kompletten äußeren Lähmungen. Die Pupillomotorik bleibt dabei meist ausgespart. Viele Patienten klagen über frontale oder periorbitale Schmerzen, die der Parese auch vorausgehen können. Oftmals manifestiert sich der Diabetes erstmals mit der Augenmuskellähmung. Mittels MRT sollte ein Mittelhirninfarkt ausgeschlossen werden, bei gestörter Pupillomotorik wird eine Aneurysma-Diagnostik mittels digitaler Subtraktionsangiographie empfohlen. Die Prognose ist gut. Eine weitere häufige Ursache der Okulomotoriusparese sind Tumoren. Sie schädigen den Nerv direkt durch Kompression oder indirekt durch eine Erhöhung des intrakraniellen Drucks. Aufgrund der Nervenkompression ist die Pupillomotorik in den meisten Fällen ebenfalls betroffen. Die Lähmung kann inkomplett sein, geht dann aber oft mit einer raschen Progression einher.Komplett oder inkomplett?
Schlechte Prognose bei Verletzung im Hirnstamm
Auch Verletzungen sind eine häufige Ursache für Okulomotoriusparesen. Bei bewusstlosen Patienten steht das Auge nach dem passiven Anheben des Lids in Abduktionsstellung, die Pupille ist erweitert. Aufgrund der Schwere des Traumas bestehen oft noch weitere Hirnnervenläsionen und Zeichen der zerebralen Schädigung (zum Beispiel Halbseitensymptome). Bei Verletzungen des Okulomotorius im Hirnstamm ist die Prognose ungünstig, bei Orbitalläsionen eher gut.Quelle: Pfau M. DNP 2018; 19: 38-42
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