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Eosinophile Ösophagitis ohne Eos?

Die Symptomatik der eosinophilen Ösophagitis (EoE) ist sehr charakteristisch. Über 95 % der Betroffenen beschreiben eine ösophageale Dysfunktion, bei der feste Speisen wie Brot, Fleisch oder Reis plötzlich nicht mehr „rutschen“ wie in einem „stockenden Kolonnenstau“ erklärte Prof. Dr. Alex Straumann vom Universitätsspital Zürich. Bei über 35 % sitzt die Nahrung irgendwann in der Speiseröhre fest und muss notfallmäßig endoskopisch entfernt werden. Über die Hälfte der Patienten klagt zusätzlich über schluckunabhängige retrosternale Schmerzen. Nach endoskopischer fraktionierter Biopsie kann die Diagnose anhand typischer histologischer Veränderungen und eines eosinophilen Infiltrats gestellt werden.
Immer wieder stößt man jedoch auf Patienten mit typischer Symptomatik, aber ohne Nachweis von Eosinophilen in der Ösophagusschleimhaut. Andere Anzeichen einer immunvermittelten Entzündung wie diffuse leichte lymphozytäre Infiltration, deutlich elongierte Papillen, Spongiose und verbreiterte Basalzellschicht sind dagegen vorhanden.
Die EoE ist somit nur der prominenteste Vertreter einer Gruppe chronischer immunvermittelter Ösophagitiden, die auch als „Inflammatory Dysphagia Syndrome“ (IDS) bezeichnet werden, so der Experte. Nach bisherigen Erkenntnissen gibt es mit der EoE-ähnlichen Ösophagitis, der unspezifischen und der lymphozytären Ösophagitis mindestens drei Untergruppen. Auch bei diesen Formen sind die Mastzellen im Ösophagus erhöht, wenn auch nicht so stark wie bei der klassischen EoE.
Prof. Straumann plädierte dafür, bei allen Patienten mit einem stockenden Schluckakt eine obere Endoskopie mit fraktionierten Biopsien durchzuführen. Immer wieder komme es vor, dass sich die Diagnose verzögert, weil die Dysphagie als „Nervenproblem“ abgetan wird. Es gebe drei gute Gründe, die EoE und die anderen IDS-Formen konsequent zu behandeln:
- Verbesserung der Lebensqualität
- Vermeidung des Remodelings mit Wandstarre
- Vermeidung von lebensgefährlichen Impaktierungen
Durch eine empirische Eliminationsdiät kann die EoE deutlich gebessert werden. Prof. Straumann empfahl, zuerst nur Milchprodukte wegzulassen, was bei etwa 34 % der Betroffenen zu einer Remission führt. Oft kommt man aber ohne Medikamente nicht aus. Als sehr gut wirksam und verträglich haben sich topische Kortikosteroide erwiesen – auch bei anderen IDS-Formen. Sie müssen aber wie beim Asthma als Dauertherapie verabreicht werden, da es nach Absetzen meist rasch zu Rezidiven kommt. Bei leichten Formen der EoE können auch Protonenpumpeninhibitoren ausreichen.
Führt diese Therapie nicht zum Erfolg, können auch bei EoE Biologika zum Einsatz kommen. Ein Antikörper gegen IL-5 (Mepolizumab) führte in Studien zwar zu einem deutlichen Rückgang der Eosinophilen, änderte aber nichts an der Entzündung und der Symptomatik. Möglicherweise spielen also Eosinophile gar nicht die entscheidende Rolle bei der Pathogenese der EoE, sagte Prof. Straumann. Als wirksam hat sich dagegen der gegen IL-4/13 gerichtete Antikörper Dupilumab erwiesen, der auch für diese Indikation zugelassen ist.
Quelle: 14. Allergologie-Update-Seminar
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